Ankommen in der Moderne 2

Das der kirchlichen Lehre zugrunde liegende heteronome Gottesverständnis, bei dem Gott aus einer anderen Welt das Geschehen unserer Welt (willkürlich) lenkt, ist nicht mehr kompatibel mit einem durch die Naturwissenschaft gestützten autonomen Verständnis der Welt. („Gegen Blitze helfen Blitzableiter und kein Beten“, vgl. das empfehlenswerte Buch des Jesuiten Roger Lenaers: Der Traum des Nebukadnezar, edition anderswo 2010) Erst recht ist es nicht möglich, die Befugnisse kirchlicher Hierarchen von einem Gott in dieser anderen Welt abzuleiten, den es so nicht gibt. Die meisten in der kirchlichen Tradition zustande gekommenen Normen und Regelungen entspringen diesem heteronomen, der menschlichen Erkenntnis nicht zugänglichen Gottesverständnis und müssen vor dem Hintergrund heutiger Erkenntnis und Lebenswirklichkeit überprüft und größtenteils revidiert werden. Der Glaube an Jesus Christus erfordert keine Legitimation aus einer Welt, die unserer Erkenntnis widerspricht. Der in der Kirche gewachsene Herrschaftsanspruch einer männlichen Elite leitet seine Legitimation jedoch ab von einem Gott, der diese entgegen aller Vernunft mit Befugnissen ausstattet, die sie über Menschen (Glaubende) erhebt und unkontrolliert herrschen und entscheiden lässt. Die Kirche der Zukunft muss sich freimachen von diesem magischen Gottesverständnis und den daraus abgeleiteten Herrschaftsansprüchen. „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11.3-5) So antwortet Jesus auf die Frage des Johannes und weist damit auf den Kern seines Auftrags als Sohn Gottes hin. Dieser Auftrag gilt bis heute, wurde aber aufgrund der Wirrungen der Kirchengeschichte immer mehr verwässert.