Ankommen in der Moderne 4

Papst Franziskus lässt nicht nach zu betonen, dass er die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen und vor allem die von den Rändern in den Mittelpunkt der Pastoral stellen will. Es gibt viele Christen und auch Funktionsträger der Kirche, die dem zustimmen. Gleichwohl beschäftigen wir uns faktisch mehr mit dem Erhalt und der Sorge um die Institution als um den Auftrag, den der Papst richtigerweise formuliert. Um diesem Anspruch gerecht zu werden müssen wir Ernst machen mit dem Verzicht auf Privilegien, die drauf abzielen, die aktuellen Verhältnisse zu bewahren. Es wird häufig argumentiert, dass die Kirche in Deutschland auf Grund ihrer finanziellen Möglichkeiten in der Lage ist, viel Gutes zu tun. Das ist sicher richtig. Gleichwohl begibt sich sie aus demselben Grund in viele Abhängigkeiten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung z.B. durch die Trägerschaft von sozialen Einrichtungen wegen des nicht unerheblichen Managementaufwands dazu führen kann, dass die eigenen Ziele in den Hintergrund treten (müssen). Es stellt sich daher die Frage, ob das in Deutschland vorzufindende System staatlich subventionierten kirchlichen Handelns ein ausreichendes Maß an Freiheit für die Realisierung der eigenen Zielsetzungen lässt. Anders formuliert: Das diakonische Handeln der Kirche muss sich wieder mehr aus der Perspektive der Bedürftigen begründen als aus der Refinanzierung öffentlich geförderter Projekte. Ich vermute allerdings, dass die in der Weltkirche kein so großes Problem ist.
Ich habe bereits ausgeführt, dass die Kirche keine Bündnisse mit Mächtigen eingehen sollte. Sie sollte kein Lobbyinstitut im eigenen institutionellen Interesse sein. Doch sollte sie sich stark machen als Anwalt der Interessen von Benachteiligten in unserer Gesellschaft. Darüber hinaus sollte die Würde jedes Menschen ernst nehmen unabhängig von Geschlechtlicher Prägung, Hautfarbe und gesellschaftlicher Stellung. Das gilt selbstverständlich auch für die Zulassung von Menschen zu Ämtern und Aufgaben in der Kirche.