Das Evangelium verkünden, kulturell-bedingte Nebensächlichkeiten zurücklassen

Die junge Kirche hat sich dafür entschieden, das Evangelium so zu verkünden, dass Menschen aus allen Völkern sagen konnten: "Wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden." (Apg 2,11) Im griechischen Kulturraum hat sie dafür vieles aufgegeben, was ihr in ihrer jüdisch-religiösen Tradition wichtig war; entscheidend war für die junge Kirche zu sehen, dass Menschen aus dem griechischen Kulturraum zum Glauben gelangten und Gott ihnen den Heiligen Geist gab (vgl. Apg 15).
Heute stehen wir (in den westlichen Gesellschaften) in einer historisch ähnlichen Situation: Es geht darum, das Evangelium im Kontext einer modernen, aufgeklärten, freiheitlichen und an den Menschenrechten orientierten Kultur zu verkünden.
In unserer Kultur wird der Ausschluss von Frauen vom Priestertum als Diskriminierung von Frauen verstanden, die Haltung der Kirche gegenüber nicht-heterosexuellen Menschen als Diskriminierung von queeren Menschen , das Festhalten an der hierarchischen Kirchenstruktur als antidemokratisch. Das alles wird als Widerspruch zur menschlichen Freiheit und Würde und als Missachtung der Menschenrechte verstanden. Wenn der Eindruck entsteht, dies alles sei Bestandteil des Evangeliums, so ist leicht nachvollziehbar, dass Menschen unserer Kultur schwerlich Zugang zum Evangelium finden können. In der Auseinandersetzung mit unserer Kultur müssen wir doch erkennen, dass es beim Ausschluss von Frauen vom Weihesakrament, bei der Haltung zur sexuellen Orientierung und der organisatorischen Strukturierung der Glaubensgemeinschaft nicht um den Kern des Evangeliums geht. Warum sollten wir Gott auf die Probe stellen und den Gläubigen unnötige Lasten auf die Schultern legen? (nach Apg 15,10) Lasst es uns der jungen Kirche nachmachen. Lasst uns allen kulturell und traditionell bedingten Ballast über Bord werfen und uns auf den Kern des Evangeliums konzentrieren: Gott, der alles und alle in Liebe ins Dasein gerufen hat; Jesus, der am Kreuz für uns gestorben ist und auferstanden ist; der Heilige Geist, Gottes Liebe in uns.