Die Kirche muss ihre Form ändern, um ihrem Auftrag gerecht werden zu können. Ganz dringende Bitten:

(1) Bitte speisen Sie die Mitglieder der Kirche nicht länger mit Versprechen ab, die nicht gehalten werden.
(2) Bitte beherzigen Sie meine nachfolgend geäußerte Grundüberzeugung und verteidigen Sie ihn auch gegen fundamentale Kritik von Traditionalist*innen: Die Kirche musste und muss sich von Anfang an immer wieder verändern, um ihrem biblischen Auftrag gerecht werden zu können. Die heutige Gestalt der Kirche ist nicht notwendig und sie ist nicht zeitgemäß: die monarchische Struktur wurde in einer Zeit eingeführt, in der die Kirche schon viele Veränderungen hinter sich hatte und in der diese Verwaltungsform zeitgemäß oder modern war, sie entsprach also einem früheren "Zeitgeist", um einen Begriff zu verwenden, der von Traditionalist*innen oft abwertend in Gegensatz zum Heiligen Geist gestellt wird. Die Bereitschaft zur Veränderung ist ein grundsätzliches Element der christlichen/katholischen Tradition und steht ihr nicht entgegen.
(3) Bitte gestalten Sie die Struktur und das Handeln der Kirche so, dass sie der gebotenen Liebe zu jedem einzelnen Menschen gerecht werden kann! Wenn im Einklang mit der Tradition verkündet wird "Gott ist Liebe", dann impliziert dies, dass jedem Menschen die Freiheit zugestanden wird, sein Leben zu gestalten, seinen Weg zu finden und jede/r bei alldem akzeptiert und begleitet wird.
(4) Mut zur Komplexität: Bitte lassen Sie unterschiedliche Sicht-, Denk-, und Glaubensweisen zu. Natürlich ist es in einer weltweiten Kirche nicht möglich, alle Bedürfnisse, Ansprüche und Meinungen gleichermaßen zu befriedigen - deshalb muss nicht bei allen Themen ein Konsens gefunden werden. Unterschiede in den Zugängen und in der Lebensform bestehen, auch wenn sie offiziell nicht akzeptiert werden. Es gehört zur Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit, Unterschiede/Vielfalt zuzulassen und zu akzeptieren. Die gottgegebene Komplexität des Lebens ist unüberschaubar und anstrengend, aber die Kirche sollte sie gutheißen (segnen) und sich der Aufgabe stellen, darin den für alle bestmöglichen Umgang zu suchen, sowohl gesellschaftlich als auch "privat" (vgl. auch Punkt (3)). Dazu ist das wertungsoffene Berücksichtigen individueller, kultureller, zeitlicher Gegebenheiten nötig (die "Zeichen der Zeit"). Und dazu ist auch der Abschied von einem überhöhten, dem o.g. (3) Liebesgebot und ebenso den biblischen Befunden nicht gerechtwerdenden Amtsverständnis nötig.

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Ermahnt einander jeden Tag, solange es noch heißz: Heute! Hebr. 3,13