Zeit zum Aufbruch

Die Aufgaben für eine Weltsynode sind drängend. Wichtige Impulse, die schon das II. Vatikanum gab, wurden bisher nicht hinreichend umgesetzt. Hoffnungen und Erwartungen, die in den Jahren nach dem Konzil noch lebendig waren, zerstoben immer mehr. Und doch blieben die Themen präsent. Es ist bedrückend, dass erst die Aufdeckung des sexuellen und spirituellen Missbrauchs in der Kirche den Blick auf systemische Probleme gelenkt hat, die schon lange bestehen. Diese Situation ermutigt und ermächtigt nun viele Menschen in der Kirche, die drängenden Probleme anzusprechen, Wege für eine Veränderung vorzuschlagen und auch erste konkrete Schritte zu gehen. Die Themen sind bekannt - sie werden auch in vielen der Beiträge hier genannt. Jetzt geht es darum, den Zeitpunkt, den Kairos für ein Voranschreiten der Kirche nicht zu verpassen, die Zeichen der Zeit effektiv wahrzunehmen. Was sonst könnte uns noch aufrütteln, wenn nicht der Schrei der vom Missbrauch Betroffenen?
Dass es diese Kirche weltweit durch 2000 Jahre hindurch gab und heute gibt, das verdankt sie ihrer Fähigkeit, sich in unterschiedlichste Kulturen einzubringen, mit den gesellschaftlichen Veränderungen durch die Zeiten zu gehen. Die Kirche blieb nicht eine kleine Gruppe aramäisch sprechender Fischer, sondern machte sich auf den Weg durch die damals bekannte Welt, über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg. Dieser Weg muss auch heute weiter beschritten werden. Die Botschaft Jesu hat nichts von ihrer faszinierenden Ausstrahlung eingebüßt. Aber sie wird oft verdunkelt von dem Ballast überkommener Denkweisen und Vorschriften. Gesellschaftliche Strukturen vergangener Zeiten werden als Tradition bewahrt, obwohl sie oft nur bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Es ist höchste Zeit, im 21. Jahrhundert anzukommen und den Menschen in ihrem jeweiligen Lebenskontext die Botschaft Jesu zuzusprechen.
Stellen wir uns einfach mal vor, Jesus käme am 24. Dezember 2022 zur Welt: Wem würde er begegnen? Welche Menschen würde er ermutigen und welche ermahnen?