Zölibat und Frauen in Weiheämtern

Die Welt entwickelt sich weiter. Es gibt keinen Stillstand, und den darf es auch im Sozialkörper Kirche nicht geben. Ein Verharren in nicht mehr zeitgemäßen Strukturen wirft große Zerwürfnisse auf. Kriche als Botschafterin der Liebe Jesu Christi kann nicht mehr verstanden werden. Sie ist sozial verarmt. Mit einer Lockerung des Zölibats könnte es dem jeweiligen Weiheträger überlassen bleiben, ob er den kontemplativen und einsamen Weg des Zölibats aus Hingabe zu Gott und den Menschen wählt oder ob er sich in den Dienst des Altars als sozial gesträkte und lebensnahe Person stellen will. Ähnlich klingt es bei Paulus (vgl. 1 Kor 7, 1-9). Zölibat führt zur Vereinsamung von Priestern und bedeutet eine Last, die manche kaum tragen können, weil sie Isolation und Einsamkeit preisgeben sind. Jesus spricht von schweren Lasten, die nicht zu tragen sind und dennoch gefordert werden. Das mag den Vorschriften seiner Zeit geschuldet sein, lässt sich aber durchaus auf die heutige Zeit übertragen. (Vgl. Lk 11,46 u. Mt 23,4) Zum anderen Frauen grundsätzlich von Weiheämtern auszuschließen, bedeutet, die ihnen geschenkten Gnadengaben bzw. Charismen nicht zur Wirkung kommen zu lassen und dem Sozialkörper Kirche das notwendig vollständige Potential zu entziehen. Dazu muss nicht nur die "Junia" (Röm 16,7) herangezogen werden. Frauen in Weiheämtern können erheblich zur Entkrampfung und damit auch zur neuen Wertschätzung des Glaubens beitragen. Da es in der Welt noch viele patrilinear ausgerichtete Gesellschaften gibt, kann die Kirche sich als Vorbild zeigen. Es wäre ein wichtiges Signal, Frauen und ihre Charismen nicht aufs Dienen zu reduzieren. Im ersten Timotheusbrief heißt es zwar, es wäre nicht erlaubt, dass eine Frau lehre (vgl. 1 Tim 2,12). Hierbei handelt es sich um eine paulinische Pseudepigraphie und könnte bereits das Produkt religiöser Strömungen wie Gnosis und deren Gegenwehr sein. Biblische Texte sollten im Kontext ihrer Zeit ausgedeutet werden. Das Argument, Apostel wären alles Männer gewesen, greift nur auf die damalige Sozialstruktur zurück und rückt das Argument in die Nähe der Buchstabentreue. Wen würde Jesus heute wählen? Das ist die Frage. Ethisch ist der Ausschluss von Frauen von Weiheämtern nicht mehr zu vertreten. Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Kirche muss beweglich sein und sich mitwandeln, denn sie ist Spiegel der Gesellschaft. Nur eine wandlungsfähige Kirche hat den nötigen Freiraum, damit der schöpferische Geist in ihr auch wirken kann.