derzeitige Form der Hierarchie behindert das Leben der Kirche vor Ort

Zur Kirche gehören für mich - unabhängig von den jeweils verfassten Kirchen - erst einmal alle Menschen, die an Jesus Christus glauben und aus diesem Glauben heraus zu leben versuchen.
Außerdem ist Kirche für mich vor allem das Miteinander der konkreten Christen in meiner Umgebung, also eine Gemeinschaft, die mir hilft, meinen Glauben immer besser zu verstehen und zu leben.
Meine Kirche ist dabei auch die katholische Kirche, in deren Glauben ich hinein geboren wurde und deren Lehren mich in weiten Teilen immer noch überzeugen. Dabei erlebe ich aber zunehmend die Hierarchie unserer Kirche als hinderlich, weil es nach wie vor keinen Dialog auf Augenhöhe gibt. Die Laien vor Ort dürfen zwar ihre Meinung sagen, aber das wirkt eher wie Augenwischerei, weil die Entscheidungen trotzdem weiter oben gefällt werden ohne die Voten der Basis zu berücksichtigen.
Ich denke, eine gewisse Hierarchie in der Kirche ist notwendig zur Organisation und auch als geistliche Leitung, aber die Machtstrukturen, die sich in der katholischen Kirche entwickelt haben, empfinde ich zunehmend nur noch als dem Machterhalt des Amtes dienend. Sie sind mit der Botschaft des Evangeliums nicht übereinzubringen und zerstören mehr als sie nützen.
Ich bin es leid, mich als Katholikin für Fehler, Schuld, Versagen und Verhalten meiner "Obrigkeit" verantworten zu müssen. Ich bin es leid, dass die gute Gemeindearbeit, die wir vor Ort leisten, behindert wird durch die Skandale und das Verhalten auf höherer Ebene.
Außerdem erlebe ich den Abgrund des Nicht-Verstehens zwischen den Akteuren der Bistumsleitung und den Menschen an der Basis immer mehr. Man gewinnt den Eindruck, dass die Verantwortlichen so weit weg sind, vom Alltag und der Gedankenwelt der "normalen" Christen, dass sie gar nicht wahrnehmen, dass viele theologische Argumentationen schon seit Jahrzehnten von kaum jemand mehr nachvollzogen werden können. Das betrifft Themen der Sexualmoral (Schwangerschaftsverhütung, Geschlechtsverkehr vor der Ehe, etc.) genauso wie das Amtsverständnis (Zölibat, Priestertum der Frau, Leitungsverständnis) oder der Liturgie (Wortgottesdienste am Sonntag, Predigt nur von Klerikern, Laien immer nur als Notstopfen, wenn es gar nicht mehr anders geht, etc.).
Kann es wirklich sein, dass bei Themen, die die überwiegende Mehrheit auch der aktiven Katholiken nicht mehr akzeptieren können und oft bereits anders leben, trotzdem die Wenigen an der Spitze Recht haben, weil sie geweiht sind?