frohe Botschaft - traurige Botschafter

Kirche sind alle Getauften, aber Kirche ist auch eine Institution in der Gesellschaft. Kirche soll die frohe Botschaft verkünden und sie in dieser Welt leben als Teil dieser Gesellschaft. Dazu muss sich Kirche mit den Armen und Schwachen in Wort und Tat solidarisieren. Leider hat die Institution (besser gesagt die Repräsentanten, Teile des Klerus) über Jahrhunderte bis heute das oft vergessen, ja sie hat selber dazu beigetragen, dass Menschen leiden mussten und müssen. Die monarchistische Machtstruktur macht blind für Machtmissbrauch. Zu oft gab und gibt es eine unheilsame Verknüpfung zwischen Politik und Geldadel. Die arme Masse hat man mit dem Himmel vertröstet und Teile des Klerus haben die als sündhaft verurteilten Freuden schon auf Erden genossen. Kirche heute ist das Produkt alter, weißer, konservativer Männer. Gottes Wort wurde missbraucht, um den eigenen Vorteil zu legitimieren, der Machterhalt war und ist wichtiger, als das Leid, nicht nur einzelner, sondern ganzer Bevölkerungsgruppen. Es geht dabei nicht nur um die unglaubliche Dimension einer weltweiten sexualisierten Gewalt, auch der Missbrauch mit der Moral, mit Finanzen und dem Scheitern des Klerus an seinen eigenen Ansprüchen haben die Institution in eine historisch nie dagesessen Legitimationskrise geführt. Der Aufstau der Enttäuschung und des Leids über Jahrzehnte und Jahrhunderte entlädt sich zurzeit in immer neuen Eruptionswellen. Aber alle Mahner und Kritiker (Küng, Drewermann, Befreiungstheologen) wurde kaltgestellt und mundtot gemacht.
Machen wir uns nichts vor, die Kirche als Institution, so wie sie hier in Deutschland jetzt ist, schafft sich selber ab oder verkümmert zur Sekte, die leeren Sonntagsmessen sind ein repräsentatives Bild, wer braucht noch diese Kirche?
Kirche als eine der relevanten und wichtigen gesellschaftlichen Institutionen wird nur eine Zukunft haben wenn sie wieder an der Seite der Armen und Leidenden ist, wenn es wieder Menschen gibt, die begeistert von ihrem Glauben erzählen. Dazu vermisse ich Frauen als Diakoninnen und Priesterinnen, was in der evangelischen, anglikanischen und alt-katholischen Kirche auch möglich ist. Der Zwangszölibat gehört aufgehoben, die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung muss beendet werden. Einheit in der Vielfalt und Vielfalt in der Einheit muss wieder gelebt werden können.