Gott geht mit seinem Volk

Es ist biblisches Selbstverständnis, dass Gott mit seinem Volk, mit den von ihm Berufenen unterwegs ist und sie auf ihrem Weg begleitet; und es ist umgekehrt ebenfalls biblisches Selbstverständnis, dass alle, die von Gott berufen sind, gemeinsam als das eine Volk sich auf den Weg machen und Gottes Namen durch ihr Tun zu heiligen, Gottes Wille hier auf Erden Wirklichkeit werden zu lassen und am Aufbau des Reiches Gottes mitzuwirken. Daraus ergibt sich, dass alle, die von Gott als Kinder Gottes und als Geschwister „berufen“ sind, als WeggefährtInnen unterwegs sind und dass es auf diesem Weg die gemeinsame Aufgabe ist, in allen Lebensbereiche und an allen Orten der Welt den Glauben und das Leben miteinander zu teilen.
Wir sind in der Kirche auf sehr unterschiedlichen Wegen unterwegs. Das wäre eigentlich positiv, wenn wir dem jeweils anderen die Berechtigung ihres Weges nicht absprechen würden. Und ob wir dasselbe Ziel haben, auch darüber bräuchte es eine Verständigung.
Seite an Seite (= auf Augenhöhe) sind wird nicht unterwegs angesichts der hierarchischen Verfassung der Kirche, der erlebten Machtverteilung und der etablierten Scheinpartizipation etwa des PGR, der beraten, aber nichts entscheiden darf.
Zu „unserer Kirche“ gehören alle, die sich als zugehörig sehen.
Wir vermissen alle,
•die systematisch ausgegrenzt werden, wie Wiederverheiratet-Geschiedene, Menschen in Nicht-Heterosexuellen Beziehungen, …
•diejenigen, die ausgetreten sind, die den Kontakt verloren haben, die sich nicht mehr angesprochen fühlen, die die Sprache, die philosophisch-theologischen Denkgebäude nicht (mehr) verstehen, die jungen Leute…
Ein gemeinsamer Weg, den ich gerne mitgehen würde, würde sich an den zentralen Botschaften Jesu orientieren, die hellenistischen Überhöhung des Glaubens in den Hintergrund drängen, mehr von Nächstenliebe, Weltverantwortung, Bewahrung der Schöpfung reden, weniger von Erbsünde, Erlösung, Opfer, Sakrament, Transsubstantiation, eine Kirche als Gemeinschaft gleicher Glaubender ohne sakrale Überhöhung einer Gruppe in ihr.
Diesen gemeinsamen Weg verhindern oder behindern,
•diejenigen, die sich auf Neues, Ungeplantes nicht einlassen wollen, sondern nur das Überkommene bewahren wollen
•diejenigen, die in der Kirche Angst verbreiten und die Kirche als „Angstkirche“ erscheinen lassen
•die philosophisch-theologischen Modelle, in der Glaube formuliert wird, die heute unverständlich und an den Diskurs unserer Zeit nicht mehr anschlussfähig sind.