Mutig - mit oder gegen den Zeitgeist

Die Kirche muss offen sein für die Meinung ihrer MItglieder. Es muss Prozesse geben, in denen Kirche sich von unten verändern kann - wie in jedem anderen gesellschaftlichen Kontext auch. Die Kirche kann gerne mit dem Zeitgeist gehen - sie muss nicht aus Prinzip dagegen sein. Allerdings fehlt in den Führungeliten dieser von Grund auf anti-elitären Institution, meiner Kirche, die Diversität, um gesellschaftliche Fragestellungen auch nur kommentieren zu können. Niemand, der in der katholischen Kirche wirklich macht hat (bitte überzeugen Sie mich vom Gegenteil) kann körperlich nachempfinden, wie es ist, eine Schwangerschaft zu erleben. Wenige (in Deutschland) haben einen Migrationshintergrund, keine sind geschieden, verwitwet, wenige haben Kinder, leben in ärmlichen Verhältnissen, keine haben eine andere Religion, wenige haben einen Arbeiterhintergrund, wenige (in den Führungseliten wohl keine) sind offen homosexuell, wenige sind Quereinsteiger sondern haben seit ihrem Abitur nur eine sehr ähnliche Struktur und Ausbildung durchlaufen. Abstrahierend von meiner katholischen Kirche würde ich sagen: Es herrscht (notwendigerweise und ohne persönliche Schuld der einzelnen) eine "geistige Inzucht". Aufgrund dieses Mangels an Diversität und des Mangels, Diversität von außen strukturell einzubinden, spreche ich meiner Kirche in weiten Teilen ab, ein ausgewogenes Urteil zu gesellschaftlichen Prozessen fällen zu können.

Bisher scheint zum Teil eine Gerontokratie zu bestehen, die Jesus wohl bestenfalls mit den damaligen Pharisäern gleichgesetzt, wahrscheinlicher aber sofort aus dem Tempel gejagt hätte. Die Kirche (in Deutschland und anderswo) ist auch zuviel mit sich selbst beschäftigt - allerdings ohne Fortschritt. Zu drängenden Fragen wie dem Klimaschutz oder Artensterben nimmt sie nur verhalten Stellung - aus Angst ihre bröckelnde Stellung beim älteren Stammklientel zu verspielen (vermutlich). In jedem Fall fehlt oft der Mut und werden - im Gegenteil - Mutige Menschen behindert. Ich freue mich über diesen (überfälligen) Beteiligungsprozess und wünsche mir, dass er in dauerhafte Formen gegossen wird.