Errare humanum est! Etiam divinum? Teil I

Der folgende Beitrag wurde uns von Dr. Busch zugesandt. Angesichts der Länge haben wir ihn in zwei Teile aufgeteilt. Den zweiten Teil finden Sie als Kommentar zu diesem Beitrag weiter unten:

In Gen 1.28 segnete Gott die nach seinem Ebenbild von ihm geschaffenen Mann und Frau und entließ sie mit dem Auftrag: "Seid fruchtbar und mehret Euch". Die Sexualität der Menschen war nach Moses für Gott ein Hauptanliegen seiner Schöpfung.
Mit dem Zölibat, verankert in can 277.1 des Codex Juris Canonici, wurde verbindlich für alle Priesterämter das Gebot vollkommener und immerwährender Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen festgeschrieben. Und in Mt 16,19 heißt es: Und ich will Dir (Petrus) des Himmelreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein.
Alle priesterlichen Ämter werden nach röm.-kath. Dogmatik nicht vom Konklave der Kardinäle, dem Domkapitel oder dem Ortsbischof an die Kandidaten vergeben. Es ist vielmehr Gott, der im vom Heiligen Geist auserwählten Menschen das Bewusstsein, zum heiligen Dienst berufen zu sein, erweckt. Die Auswahl und die Weihe der Priester geschieht ausweislich des festgelegten Textes des Weihegebetes nicht durch die Priesterschaft, sondern durch Gott in der Kraft des Heiligen Geistes selbst.
Spätestens mit den erschütternden und bestürzenden Nachrichten über den massenhaften sexuellen Missbrauch besonders von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester und dessen systematischer Vertuschung durch Bischöfe, Kardinäle und einen Papst muss der Heilige Geist in die Kritik geraten.Die Auswahl der zum Priesteramt Berufenen durch ihn scheint sich in so manchen Fällen als irrtümlicher Missgriff erwiesen zu haben und bringt nach der anhaltenden Massenflucht der Gläubigen die zweite tragende Säule der Amtskirche, das Priestertum, nicht nur zum Wanken, sondern möglicherweise sogar zum Einsturz.
Die Frage ist, ob wirklich der Heilige Geist die Schuld an der fehlerhaften Auswahl des teilweise grottenschlechten Bodenpersonals Gottes trägt.

Der päpstlich verordnete Zölibat ist keine zwingende Voraussetzung für das Priesteramt, Das Sakrament der Ehe und das Sakrament der Priesterweihe stehen nicht im Verhältnis Entweder/Oder, sondern des Sowohl/Als auch.

Teil I (Teil II und Teil III als Fortsetzungen in den Kommentaren zu diesem Beitrag)

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Teil II

Das priesterliche Amt ist der Türöffner für den sexuellen Missbrauch durch Priester und bietet guten Schutz vor Entdeckung und Enttarnung. Der Priester hat in der Beichte, in der Wandlung und in der Kommunion den direkten Zugang zu den Seelen seiner von ihm ausgesuchten Opfer. "Ego te absolvo a peccatis tuis“ (Ich spreche Dich frei von Deinen Sünden) ist eine ungeheure Macht über die Seele des Kindes in der besonderen Atmosphäre des Beichtstuhls, welches dann reinen Herzens aus der Hand seines Peinigers Leib und Blut des Herrn empfängt, nachdem die Hostie durch das entscheidende Wirken des Priesters in der Wandlung in den leibhaftigen Jesus verwandelt wurde. Er, der priesterliche Peiniger ist es, der es dem Kind ermöglicht, sich als Kind Gottes zu begreifen und zu fühlen. Das beschert ihm unbeschränkte Macht über das Kind, was dazu geführt hat, dass der sexuelle Missbrauch in den dunklen Ecken der Sakristeien stattfinden und unentdeckt bleiben konnte. Und wenn er einmal entdeckt wurde, musste er um des Himmelreiches wegen vertuscht und verheimlicht werden, weil der Heilige Geist sich bei der Wahl der Priesterschaft Gottes nicht irren konnte und durfte.

(Teil III als Fortsetzungen in den Kommentaren zu diesem Beitrag)

Der Zölibat ist Menschenwerk. Er verlangt gegen die Natur gerichtetes Unmögliches. Er führt dazu, dass Priester ihr priesterliches Amt als Waffe zum Zweck des perversen Eindringens in die Seelen der ihnen Anvertrauten zur Befriedigung ihres Geschlechtstriebes missbrauchen und ihre Opfer für immer auf das Schwerste schädigen. Solche Menschen können nicht vom Heiligen Geist zum Priestertum berufen worden sein. Ihre Wahl und ihre Berufung ist wie der Zölibat Menschenwerk. Nicht der Heilige Geist, sondern die Institutionen der Kirche, Papst und Bischöfe tragen die alleinige Verantwortung für die Auswahl, die Ausbildung, die Weihe und das Handeln ihrer Priester. Für sie alle, auch für ihre Beschützer und Vertuscher, für ihre und deren Verbrechen, kann nur Joh 20.23 in der zweiten Alternative gelten:
"Welchen ihr die Sünden behaltet, denen sind sie behalten."
(Teil IV als Fortsetzungen in den Kommentaren zu diesem Beitrag)

Die römische Kirche braucht dringend einen Neuanfang, wenn sie nicht untergehen will. Dazu gehört vor allem ein "Neuer Priesterstand", ein neues Bodenpersonal Gottes. Ein Sturm muss die Weihrauchnebel, hinter denen sich Kirche und Priester verstecken, hinwegfegen. Es darf keine "Heilige Katholische Kirche" mehr geben, die für sich und ihre Priester einen Hauch von Heiligkeit und besondere himmlische Nähe in Anspruch nimmt. Jesus verkündete seine Liebesbotschaft als Mensch für Menschen, nicht aber als Gott für Gott. Zentrale Aufgabe der Priesterschaft muss sein, Menschen in ihrer Suche nach dem Sinn des Lebens, in ihrem Suchen nach Gott und in ihrem Bemühen um Nächstenliebe auf dieser Erde zur Seite zu stehen, sie zu unterstützen und zu beraten, mit einem Wort "Seelsorger" zu sein.
Für diese neue und entmystifizierte Priesterschaft bedarf man weder des Zölibats noch des Verbotes der Weihe von Priesterinnen.