Priesterlichen Dienst neu verstehen und für Frauen öffnen

Die Argumente sind alle genannt, und wurden immer neu wiederholt, ob von Paul VI. in "Inter insigniores" oder von Johannes Paul II. in "Ordinatio Sacerdotalis" und in weiteren bekräftigenden Stellungnahmen des Lehramtes, aber sie überzeugen dennoch nicht. Sie überzeugen nicht, weil sie sich letztlich darauf beschränken, die Kirche habe nun einmal keine Vollmacht, Frauen die Weihe zu erteilen. Und da könne auch keine Theologie helfen. Hier wünsche ich mir etwas mehr Mut von den Verantwortlichen!
Exegetisch ist längst geklärt, dass die Berufung der Zwölf durch Jesus nicht die Einsetzung des Priesteramtes bedeutet. In der frühen Kirche gab es eine vielfältige Ämterstruktur, in der Frauen vertreten waren. Erst die Anerkennung als Staatskirche durch das römische Reich führte entsprechend den gesellschaftlichen Gepflogenheiten zur Ausgrenzung von Frauen. In der Folge wurde über Jahrhunderte die Minderwertigkeit der Frau gelehrt und gepredigt, um den weiteren Ausschluss der Frauen von Weihe- und Leitungsämtern zu legitimieren. - Inzwischen hat die Kirche von den Human- und Gesellschaftswissenschaften gelernt, dass es diese Minderwertigkeit der Frau nicht gibt, sie hat gelernt, die gleiche Würde der Frau anzuerkennen.
So müssen nun andere Argumente für den Ausschluss vom Weiheamt herhalten. Da steht plötzlich die Repräsentation Christi im Mittelpunkt, für die eine Frau nicht geeignet ist. Manch einer schreckt nicht einmal vor dem Vergleich mit dem Theater zurück. Da frage ich doch mal: "Spielt" der Priester Christus in der Eucharistiefeier? Wer das braucht, möge doch bitte nach Oberammergau fahren! Nein, es geht nicht darum, hier den "Mann" Christus zu repräsentieren. Mann und Frau sind gleichermaßen Bild Gottes. Menschwerdung konnte nur in einem Geschlecht erfolgen, und hier war der Ausdruck der Entäußerung und Erniedrigung im Mann Jesus Christus in der konkreten historischen Situation sicher eindrücklicher. Aber in der Eucharistie feiern wir, dass Gott durch sein menschliches Leiden die Gewalt durchbrochen hat - und nicht, dass ein Mann gesiegt hat.
Auch das zunächst "mystischer" wirkende Bild vom Bräutigam vermag nicht mehr zu überzeugen. Dahinter steht ein naturalistisches Verständnis von der Frau (der Braut) als der Empfangenden und dem Mann (dem Bräutigam) als dem Gebenden, das anthropologisch so keine Aussagekraft mehr hat.
In der Antike gab es ein Aggiornamento, als die Ausgrenzung von Frauen angesagt war. Heute wäre es Zeit für ein neues Umdenken.