Ohne Angst

Offen und ehrlich reden kann man auf Pfarrebene, wenn die Pfarrleitung das fördert. Ich denke, dass das auch schon vielerorts gut funktioniert.
Was für mich ein Graus ist, dass viele Geistliche selber sich nicht trauen, offen zu reden. Ein Subsidiar - Priester im Ruhestand- sagte mir einmal, als ich ihm für seine offene Predigt dankte: "Jetzt bin ich raus, mir kann keiner mehr was, jetzt kann ich sagen, was ich denke." Und er war kein Revoluzzer!
Was ist das für eine fürchterliche Aussage!
Angstfrei reden zu können ist doch die Basis von allem, wenn das nicht möglich ist, ist gar nichts möglich.
Ich frage mich immer: wovor haben "die da oben" Angst? Denn es ist ein Zeichen von Angst, wenn man die freie Rede bestraft.
Wenn einige Themen grundsätzlich nicht zur Diskussion stehen, die den normalen Leuten wichtig sind, gehen sie weg. Wo soll das Vertrauen herkommen, das für Dialog wichtig ist?
Auch der Umgang mit Konflikten kann nur gut gelingen, wenn Vertrauen da ist und die Bereitschaft von beiden Seiten, den anderen zu respektieren und anzuhören. Wie aber gerade weltweit sichtbar wird, kann die Kirche das nicht gut. Wenn jede Kritik als Angriff verstanden wird und reflexhaft abgeschmettert wird und Dialog verweigert wird mit Hinweis auf Regeln und Normen, können Konflikte nicht gelöst werden. Gerade den Leuten, die trotz allem noch in der Kirche aktiv sind, muss doch zugestanden werden, dass sie das Gute wollen und nicht vorhaben, die Kirche zu spalten oder zu zerstören. Dialog ist mühsam, miteinander zu Lösungen zu kommen, kann lange dauern.
Wenn eine Seite das Gefühl hat, nicht als ebenbürtig und gleichwertig zu gelten, ist Konfliktlösung nicht möglich.
Gerade die Kirche muss ein angstfreier Raum sein, für alle.
Dass sie das bisher nicht war - und immer noch nicht ist - zeigt z.B. die Aktion "out in church", mehr muss ich wohl nicht sagen.