Prüfstein für Synodalität: Frauenweihe auf der Weltsynode thematisieren - Teil 3

4. Synodalität in Aktion: „Frei und offen sprechen“
Eine synodale Kirche „geht gemeinsam“ und lädt demzufolge alle dazu ein, „mit Mut und Freimut zu sprechen“ (Vorbereitungsdokument S. 20). Das ist heute in der römisch-katholischen Kirche nicht selbstverständlich. Vielerorts ist es nicht möglich, weil die Freiheit dazu innerkirchlich aktiv unterdrückt wird.
In Deutschland und in benachbarten Ländern ist die freie Meinungsäusserung in jüngerer Zeit viel leichter geworden. Wer heute beispielsweise die Debatte über die Frauenweihe normativ für beendet erklärt, gehört innerkirchlich zu einer Minderheit. Wer sie zu unterbinden versucht, trifft auf wirkmächtige innerkirchliche, gesellschaftliche und rechtliche Widerstände. Er wird - auch als Hirte - kaum noch ernst genommen, weil er mit der Verweigerung der Debatte christliche Werte diskreditiert (vgl. Pacem in terris Nr. 7) und damit den Niedergang der Kirche beschleunigt.
In vielen Ländern vor allem ausserhalb Europas ist dies anders. Wer dort offen über das Frauenpriestertum spricht, ja es zukünftig für erstrebenswert hält, muss Sanktionen wie den Entzug der Missio oder Einschränkungen fürchten. Solche innerkirchlichen Sanktionen von freien Meinungsäusserungen über die zukünftige Lehre der Kirche sind absolut inakzeptabel. Sie müssen unbedingt aufhören.
Die Weltsynode sollte mit einem guten Beispiel voran gehen, indem sie eine Debatte zum Frauenpriestertum offen führt. Damit würde die Kirche aktiv christliche Werte verteidigen, die in vielen Ländern unverändert von einigen Bischöfen grob missachtet werden.

5. Vorschlag für die Weltsynode
• In tiefer Sorge um die Glaubwürdigkeit und die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland und
• in weltkirchlicher Mitverantwortung für die Heilung der durch stetige Kontroversen entstandenen und entstehenden Wunden,
schlage ich vor, eine eingehende Debatte über das Frauenpriestertum in der römisch-katholischen Kirche auf der Weltsynode 2023 zu ermöglichen und offiziell vorzusehen, die
• offen ist für jeden - für Laien und Kleriker -,
• offen ist für alle Inhalte und
• offen ist für alle Ergebnisse.
Die Zeit ist reif. Eine Weltsynode, die sich heute nicht für eine Debatte über das Thema Frauenpriestertum in unserer Kirche öffnet, hätte ihren eigenen Anspruch verfehlt.
Ich wünsche der Kirche den Mut, die Zeichen der Zeit zu erkennen und gemeinschaftlich in den heilenden Austausch zu gehen - also wirklich syn-odal zu sein.