Unsere klerikale Kirche braucht eine Auferweckungserfahrung - Teil 2

Der Geist, der hinter diesem Wortlaut steht, lässt die Kirche eine nahbare Kirche sein. Klerikale Kirche, wie wir sie heute erfahren, ist unnahbar. Wer will sich ihr nähern, der nicht noch in irgendeiner Weise positiv kirchlich sozialisiert worden ist? Jesus spricht am Ölberg seine Jünger an mit ihm zu wachen und zu beten. Ich möchte rufen: Werdet wach! Es gilt den Menschen zu schützen, nicht eine Institution!
Wir sind auch nicht einer Tradition verpflichtet, sondern lediglich dem Evangelium. Und auch das Evangelium gibt es nie „rein“, sondern nur in der konkreten Ausgestaltung in bestimmten Kulturformen. In der Theologie wird dies als Inkulturation bezeichnet. „Inkulturation meint die Begegnung zwischen christlichem Glauben und den verschiedenen Kulturen der Menschheit“ (missio, S. 12, Best. Nr. 133). Der erste Schritt der Inkulturation war die Geburt Jesu. Christus ist den Juden Jude geworden. Der 2. Schritt der Inkulturation ist die Verschriftlichung der Lehre Jesu in den Evangelien und den Paulusbriefen. Die Autoren selbst sind in ihrem Denken und in ihrer Sprache „Kinder ihrer Zeit“ und ihre Zeit ist geprägt von einem androzentrischen Weltbild, d.h. dass der Mann in seiner Rolle als Vater, Mittelpunkt und Oberhaupt der Familie und des ganzen politischen, religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens war. Und natürlich trägt sich diese Haltung und Prägung durch das Neue Testament und die sich bildende Kirche. Dabei können wir davon ausgehen, dass beim letzten Abendmahl auch Frauen anwesend waren, denn das Letzte Abendmahl war ein Pascha Mahl, an dem traditionell die ganze Familie teilnahm (Ex 12, 1-4).
Während Jesus die Worte sprach: „Nehmt und esst, das ist mein Leib... Trinkt alle daraus, das ist mein Blut“ (Mt 26, 26-28) und „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1 Kor 11,23-25) wird er diese Worte zu all seinen Jüngern (und Jüngerinnen!) gesprochen haben.
Und dann ist da noch eine Frau, Maria aus Magdala, die den Jüngern die Auferstehung Jesus verkündet (Joh 20,18). Bei Lukas (24, 10-12) sind es gleich mehrere Frauen aus dem Gefolge Jesu, die den Aposteln die Auferstehung zu verkünden haben. „Doch die Apostel hielten alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht“ (Lk 24,12).
Ist es nicht an der Zeit, dass sich die Ebenbildlichkeit Gottes, die sich eben nur in der Zweigeschlechtlichkeit abbildet, auch darin wiederfinden sollte, dass auch der Frau der Zugang zum Weiheamt möglich werden sollte?