Unsere klerikale Kirche braucht eine Auferweckungserfahrung

Teil 1:
Wenn ich mit meinen Schülerinnen und Schülern in die Kirche gehe und ihnen den Kirchenraum erkläre, dann beginne ich mit ihnen im Hauptportal. Dann sind wir bereits eine Stufe oder Treppe hinaufgestiegen. Dann haben wir symbolisch den Bereich des Weltlichen verlassen und den Bereich des Heiligen betreten. Heilbringend soll er sein, dieser Raum. Wie eine Burg soll dieser Raum Schutz und Geborgenheit vermitteln. Denn so heißt es in Psalm 91, 1-2: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen ruht, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht, meine Burg, mein Gott auf den ich traue.“ Vom Portal aus öffnet sich der Raum. Dort, wo ich körperlichen Schutz erfahre, dort kann sich auch meine Seele weiten, dort kann ich aufatmen, dort kann sich ein Blick öffnen, der über die alltäglichen Sorgen und Wichtigkeiten hinausgeht, dort öffnet sich ein Raum der Gottesbegegnung.
Ich habe mich dabei beobachtet, wie unfrei ich in der Vermittlung dieser Zusagen geworden bin. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, den Kindern eine Wirklichkeit zu eröffnen, ihnen von einer Wirklichkeit zu erzählen, die sich für viele, viele Menschen als gegenteilig erwiesen hat. Die Kirche hat für viele Menschen aufgehört der Ort zu sein, in dem er Heil und Heiligkeit erfahren kann. Ich frage mich wie so viele Laien und Geistliche: Wie finden wir zurück zu unserer Quelle? Wie finden wir zurück zur Frohen Botschaft? Wie und wo findet die Frohe Botschaft die Menschen?
Das Außenbild unserer Kirche ist katastrophal. Seit zwei Jahrzehnten haben es die führenden Verantwortlichen der Amtskirche nicht geschafft, insbesondere das Thema des Missbrauchs offensiv anzugehen. Zunehmend macht sie es den Menschen schwieriger, die Kirche als den Ort zu vermitteln, in dem die Frohe Botschaft verkündet und gelebt wird. Sie verstellt den Blick auf all das Gute und Heilbringende, was in der Katholischen Kirche in der täglichen Arbeit, in vielen Gemeinden vor Ort geschieht.
Immer wieder musste ich in den letzten Monaten an den Wortlaut des sogenannten Katakombenpaktes denken, in dem sich zunächst 40 Bischöfe, die am 2. Vatikanischen Konzil teilnahmen, selbstverpflichtet haben. 500 weitere Bischöfe schlossen sich dieser Erklärung im NachhineinIch wünsche mir wieder eine klerikale Kirche, die sich diese Wort zu Herzen nimmt.