Wenn wir uns als Kirche nicht öffnen, müssen wir eben schließen.

Seelsorge bedeutet für mich, dass für die Seele gesorgt wird. Und das erlebe ich in dieser Kirche mal sehr gut und mal abgrundtief schlecht. Ich leide an einer schweren, unheilbaren und existenzbedrohenden Erkrankung, Es gibt eine kleine Anzahl von Seelsorger, die sind da, wenn es schwer ist. Und dann gibt es die Seelsorger, an denen ich den Glauben verliere. Sie sind mir den wirklichen tiefgründigen Fragen des Lebens und auch des Sterbens vollkommen überfordert. Das Handeln ist weit weg von dem was sie predigen. Einige Erlebnisse von mir und Mitpatienten: Ich habe einen eine schwere Diagnose! Antwort des Seelsorgers: Och, das ist aber nicht schön. Dann mach es mal gut. Oder: Ich habe Angst vor der Operation am übernächsten Tag Antwort des Seelsorgers: In zwei Wochen habe ich einen Termin. Ich habe solche Schmerzen. Antwort des Seelsorgers: Dann können Sie ja mal Buße tun. Jesus hat auch gelitten. Und das sind die Antworten verschiedener Seelsorger, die sich untereinander nicht kennen an verschiedene Adressaten. Wenn die Seele blutet, dann braucht sie Hilfe. Kein Chirurg kommt auf die Idee, den Patienten offen im OP liegen zu lassen und am nächsten Tag weiterzumachen. Es kein böser Wille, sondern eine totale Überforderung der Geistlichen. Keine Psychologie, keines Gesprächsführung, keine Empathie. Statt dessen Egoismus und bloß raus aus der Situation. Am besten mit dem Schlusswort: Ich bete für dich! Wie soll ich diesem Menschen glauben, wenn Sie das Evangelium verkünden. Ist Nächstenliebe theolog. Theorie? Nein, nicht bei allen. Es gab einen Krankenhausseelsorger, der saß die ganze Nacht beim Sterbenden. Mehr als man verlangen darf. Es gab den neuen jungen Pfarrer, der fragt immer: Wie geht es? Läuft es? Ich bin da, wenn du mich brauchst? ich freue mich, dass es dir wieder gut geht! Wir brauchen mehr von diesen Seelsorgern, die im Leben der Menschen sind. Die Leid und Freude teilen können und die Mut im Glauben schenken. Die sich nicht hinter Terminen und Betzeiten verstecken. Die, die christliche Freude und Nächstenliebe leben und versprühen. Die sich nicht verstecken, sondern auf die Menschen zugehen. Wir brauchen Gemeinschaften, die Einladen und nicht ausgrenzen. Die auf Fremde zugehen und sie nicht einfach stehen lassen. Es muss ein Ruck durch diese Kirche gehen. Von ganz oben bis nach ganz unten. Jeder Einzelne ist gefragt! Wenn wir uns als Kirche nicht öffnen, müssen wir eben schließen. Ich wünsche mir eine offene Kirche für alle.
Thea