Gottes Nähe

Gottes Nähe suchen, das klingt sehr nach einem Kuschelgott, einem Superteddybären. Gottes Nähe ist da, ich muss sie nicht suchen. Seine Gegenwart feiere ich in jedem Augenblick. Dazu brauche ich keine Rituale, Rituale brauche ich für mich selbst. Gott braucht sie nicht, aber mir tun sie gut. Was nicht gut tut, ist Zwanghaftigkeit, gerade bei Ritualen. Für Katholiken gilt die Sonntagspflicht. Es ist damit wie mit der ehelichen Pflicht: Wenn es nur noch aus Pflicht geschieht, ist das Beste vorbei.
Eines Tages erhielt ich einen geistlichen Rat, für den ich dankbar bin: Überlege selbst, was Gottes Wille ist! Hinter der Rede vom „Willen Gottes“ verbergen sich allzu oft der Wille nach Macht von Menschen, Bibelfundamentalismus („so steht es aber in der Bibel“), Amtsfundamentalismus („so hat es der Papst gesagt“). Gott verzeiht mir meinen Irrtum. Nur das vergrabene Talent mag er nicht.