Seelsorge muss zu den Menschen gehen

In vielen Gemeinden scheint schon wegen der quantitativen Überforderung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Seelsorge, die zu den Menschen geht, kaum möglich. Daher braucht die Kirche vor Ort mehr eigenverantwortlich agierende Seelsorgerinnen und Seelsorger - und das müssen keine Priester, vielleicht nicht einmal Hauptamtliche sein! - die auf die Menschen zugehen, sie dort aufsuchen, wo das Leben stattfindet: in Vereinen, in Familien in Kitas und Schulen. Es muss mehr Freizeit- und Betreuungsangebote für junge Menschen/Kinder geben, die glaubwürdige Zugänge zu Werten und Gemeinschaft erschließen. Da leider wegen des Missbrauchsskandals viel Vertrauen verloren gegangen ist, wird dieses Feld sicher besser von Laien gefüllt, die begleitet und von Seelsorgerinnen und Seelsorgern unterstützt werden müssen, um deren Glauben zu stärken. Das gelingt aber nicht mit hierarchischen Zuordnungen, sondern nur mit Kooperation und Begegnung auf Augenhöhe. Dazu muss vor allem die Beziehungs- und Kommunikationskompetenz von Seelsorgerinnen und Seelsorgern professionalisiert werden. Menschen, die Macht und Einfluss erstreben oder ausüben (egal ob Männer oder Frauen, Laien oder Geistliche), gehören da nicht hin. Dies ist bei der Ausbildung und Auswahl vorrangig zu berücksichtigen. Ich bringe mich ehrenamtlich/nebenberuflich ein, aber viele Planungs- oder Dienstgespräche finden während der üblichen Dienstzeiten tagsüber statt, wo Menschen, die außerhalb der Kirche im Berufsleben stehen, nicht teilnehmen können. Hier muss auch vielerorts ein Umdenken stattfinden.