Vater unser

Oftmals unterbricht der Priester das Vater unser mit den Worten: "Erlöse uns, Herr, von allem Bösen, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten".
Diese Bitte passt viel besser ans Ende der Fürbitten als mitten ins Vater unser.
Ich finde es wichtig, das Vater unser genau so zu beten wie unsere evangelischen Mitchristen.

Kommentare

Der Einschub des Priesters ist keine Unterbrechung des "Vater Unser". Er steht nach dem Ende des von Jesus formulierten Textes (lesen Sie im Evangelium mal nach). Die Abschlussworte "Denn Dein ist das Reich ..." sind ein im Laufe der Kirchengeschichte hinzugekommener Zusatz, den Martin Luther beibehalten hat, während die katholische Kirche als "Vater Unser" nur die Worte Jesu betrachtet.

Es gib schon eine Stelle, wo die Evangelischen „die eine christliche Kirche“ beten, anstelle von „die eine katholische Kirche“. In anderen Sprachen (z. B. Spanisch) beten Katholiken dagegen häufig „Und lass uns nicht in der Versuchung verfallen“ anstelle von „Und führe uns nicht in Versuchung“.

Ich habe jedoch kein Problem damit, dass im ökumenischen Gottesdienst das eine Wort unterschiedlich ausgesprochen wird. Ich habe auch kein Problem damit im Spanischen „No nos dejes caer en la tentación“ zu beten, wobei ich diesen Satz sogar besser finde als die deutsche Version.

Danke an "Junia"!
Das "Vater unser" auch in der Messe in der ökumenisch vereinbarten Form zu beten, halte ich für wichtig.
Die Idee den Text "Erlöse ..." zum Fürbittgebet zu sprechen, ist sehr gut!

Dass Jesus den Einschub nicht formuliert hat, weiß ich.
Aber es wäre doch ein Zeichen des guten Willens, wenn wir mit unseren evangelischen Mitchristen das gleiche Vater unser beten mit Luthers ergänzendem Satz. Mit ganz geringem Aufwand könnte man eine Gemeinsamkeit schaffen - Wir brechen uns damit keinen Zacken aus der Krone!
Der katholische Einschub passt wirklich viel besser hinter die Fürbitten.

Liebe Junia,
ja, für eine Person, die in evangelischer Tradition aufgewachsen ist, muss es wie eine Unterbrechung klingen, wenn vor "Denn dein ist das Reich..." noch gebetet wird (nur in der Messe!) "Erlöse uns, Herr, von allem Bösen...". Weil in evangelischer Tradition "Denn dein ist das Reich..." zum Vater unser dazu gehört. - Umgekehrt erlebe ich, wie Menschen aus mehrheitlich katholischen Ländern (Italien, Spanien, Lateinamerika) völlig irritiert sind, wenn wir in Deutschland beim Beten außerhalb der Messe nicht mit "... sondern erlöse uns von dem Bösen" aufhören, sondern noch einen ganzen Satz dranhängen ("Denn dein ....").
Für mich gibt es hier nicht richtig oder falsch, nur verschieden Traditionsstufen. Das Vater Unser, so wie es in der Bibel steht (Mt 6, 9-13) endet mit "...von dem Bösen". Selbst in der Luther-Bibel steht "Denn dein..." in eckigen Klammern und dem Kommentar "Dieser Abschluss ist in den ältesten Handschriften nicht enthalten." Anfang d. 2. Jhd. kam "Denn dein..." als feierlicher Abschluss hinzu; zur Zeit der Völkerwanderung (5./6. Jhd.) dann noch vor dem Abschluss und nur in der Messe "Erlöse uns von allem...". - Zwei unterschiedliche Ergänzungen aus unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Kirchen unterschiedlich rezipiert. Ökumene heißt für mich: verstehen, warum andere es anders machen. Das ist manchmal anstrengend, immer bereichernd.

Ihr Anliegen kann ich gut verstehen, weil es tatsächlich zu Irritationen führt.
In diesen Tagen bete ich diesen "Einschub" allerdings sehr bewusst mit, denn er enthält auch die Friedensbitte: "Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen."