Das Weiheamt ist kein weltliches Herrschaftsamt

Die, auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern, schwierige Situation der Katholischen Kirche in Deutschland geht auch auf eine weltweit einmalige Konstruktion zurück: die Kirchensteuer. Diese ist in zweierlei Hinsicht problematisch, bzw. inakzeptabel:

1. Sie verknüpft die Möglichkeit des Sakramentenempfangs mit einer verpflichtenden Geldzahlung. Jesus hat so etwas strikt abgelehnt. "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben." Gottes Gnade und ihre Vermittlung durch die sakramentale Kirche ist nicht an Geldzahlungen gebunden. Die Kirchensteuer ist sozusagen Ablasshandel im Quadrat. Beim Ablasshandel bekamen die Gläubigen für Geld etwas Zusätzliches, eben den Ablass, der das Gewissen noch einmal zusätzlich beruhigt. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, die Sakramentenspendung von einer Geldzahlung abhängig zu machen. Diese Verdrehung des Evangeliums ist der heutigen Kirche vorbehalten. (Und auch die Laienverbände wollen daran nicht ändern. Erstaunlich!)
2. Das sakramentale Weiheamt ist nicht dazu da, um Führungs- und Herrschaftsaufgaben im Zusammenhang mit der finanziellen Verwaltung von Milliardenvermögen zu übernehmen. Es geht um die Bewahrung der Lehre und die Spendung der Sakramente. Nur in die diesem Bereich sind Bischöfe und Priester unabhängig von Mehrheitentscheidungen der gesamten Kirche, zu der auch die Laien gehören.

Derhalb: In einem ersten Schritt müssen die Bischöfe erklären, dass die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nur von der Taufe und der inhaltlichen Zustimmung zu ihrer Lehre abhängt, nicht aber von der Entrichtung der Kirchensteuer. Ein "Kirchenaustritt" vor dem Amtsgericht ist kein Austritt aus der katholischen Kirche. (Ein solcher, mit Streichung aus dem Taufregister, müsste zusätzlich mit einem kurzen inhaltlichen Schreiben dem zuständigen Pfarrer angezeigt werden.)

Einfluss und Beteiligung der Laien in der Kirche kann dann wie in der Schweiz über die Verwaltung der Finanzen geschehen. Wenn der Pfarrer oder Bischof einen Gestaltungswunsch hat, dann muss er dafür werben, dass ihm die Laien (die das Geld ja nun auch mit ihrer Arbeit erwirtschaften) die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.