O signore, Monsignori!

„Darauf sprach Jesus zu seinem Volk und seinen Jüngern und sagte: Am Stuhl des Petrus sitzen die Apostolischen Protonotare und die Päpstlichen Ehrenprälaten. Tut und befolgt, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie reden nur, tun es aber nicht. Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, selber aber wollen sie keinen Finger rühren, um die Lasten zu bewegen. Alles, was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden: Sie machen ihre Mitren breit und die Soutanen lang, sie lieben den Ehrenplatz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Kirchen und wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt und die Leute sie Monsignore nennen. Ihr aber sollt euch nicht Monsignore nennen lassen; denn nur einer ist euer Signore (Herr), ihr alle aber seid Geschwister. Auch sollt ihr niemanden auf Erden (HVater nennen; denn nur einer ist euer (Heiliger) Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Hochwürden nennen lassen; denn nur einer ist hochwürdig, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (nach Matthäus 23, 1-12)
Ist dem etwas hinzuzufügen? Vielleicht das: Stets wird aus gewissen Kreisen davor gewarnt, dass die Kirche sich nicht dem Zeitgeist ausliefern dürfe. Die Sache Jesu, so heißt es, vertrete ein Alternativmodell zu einer durch und durch säkularisierten Welt. Ist es aber da nicht eigenartig, dass der Ruf Jesu, sein „Folg mir nach!“ an alle Menschen ohne Unterschied eines Ranges zu so einem innerweltlichen System von Ehrenrängen in der Kirche geführt hat, wie es ja immer noch besteht. Bitte nicht falsch verstehen: Funktionsbezeichnungen sind in Ordnung (Papst, Bischof, Pfarrer), Ehrentitel sind jedoch so überflüssig wie ein Kropf. Für uns Christen sollte es nur einen Ehrentitel geben: Christiana/Christianus (Christ/in).
Vorschlag: Alle Ehrenbezeichnungen/-titel abschaffen. (Papst Franziskus hat ja schon damit begonnen.) Vielleicht ist das ja eine Hilfe dabei, den Blick weg von innerweltlichen Insignien und profanem Machtdenken hin zur Wirklichkeit des anbrechenden Gottesreichs zu lenken.