AnVerwandlung

Augustinus gab Taufbewerber/innen kurz vor ihrer Taufe mit auf den Weg, dass sie ihre „tägliche Taufe“ im „täglichen Vaterunser“ finden würden. In diesem Ratschlag wird ein geistlicher Weg gewiesen, der in der Weise des Betens Jesu und aus der Zusage der Taufe die Getauften in das Gottesverhältnis Jesu hineinnimmt, nämlich – wie Paulus sagt – „in Christus Jesus“ und in der Kraft des Heiligen Geistes. Die Vateranrede impliziert ja, dass sie wie Jesus, geliebte Töchter / geliebte Söhne Gottes, des Vaters, sind, seiner Gottesbeziehung bereits anVerwandelt sind. In den Vaterunser-Bitten öffnen sie sich den Herzensanliegen Jesu, nämlich je neu darum zu bitten, dass Gott bewirkt, was die Gegenwart seines Namens, seine Gottesherrschaft, sein Wille, seine Schöpfungsgabe (Brot), seine Vergebung und Treue in uns bewirken bzw. anVerwandeln will und sie bitten zugleich darum, dass sie sich und die Welt all dem eigenwirksam anVerwandeln bzw. bewirken, was Gottes ist „in der Sorge für das gemeinsame Haus“. „Geistlich entscheiden“ ist sich bewusst, dass dies im Modus des Betens bzw. des Bittens geschieht, weil unverfügbar. Denn es handelt sich ja um ein Beziehungsgeschehen, das vom Glaubens- und Lebensstil Jesu affiziert ist, sich anVerwandeln lässt, um sich ihm anzuVerwandeln in der Unterscheidung der Geister.
Rainer Will