Konservativ

ja, ich bin konservativ. Aber bin ich damit reaktionär? Vielleicht lange Zeit gewesen, aber mit zunehmender Lebenserfahrung lernt man mehr und mehr, das Wort "conservare" zu verstehen. und dann bedeutet konservativ nicht mehr reaktionär oder rückwärtsgewandt, sondern bewahrend dessen, das man als wertvoll erkannt hat und suchend nach weiterem Wertvollen. Aber was finde ich heute an Bewahrendswertem?
Sicherlich zuerst den für mich zentralen Satz der Botschaft Jesu: " Gott ist Liebe". Liebe - Punkt- einfach so und unermeßlich- Punkt - ohne Gegenleistung. Großartig, wirklich ad conservandum!
Die praktische Umsetzung dieses Grundsatzes entlockt mir heute aber nur noch verzweifeltes Kopfschütteln. Statt Liebe und damit Geborgenheit herrscht Ausgrenzung, wo göttliche Liebe und die ihr entspringenden Tugenden wie Hoffnung, Mut oder Zuversicht gesucht werden, findet sich Armut. Die seelsorgerische Armut der Kirche. Hat nicht ein befreundeter Kardinal dem neu gewählten Papst Franziskus den Satz "Vergiß die Armen nicht!" mit auf den Weg gegeben. Klar, hier waren -nicht zu Unrecht - in erster Linie die wirtschaftlich existentiell Armen gemeint, ein Problem, dass für die Institution Kirche verhältnismäßig leicht zu lösen wäre. Aber wen kümmert eine seelsorgerische Armut, also die Unfähigkeit, die Botschaft zu verkünden oder noch Zuhörer zu finden. Wir leisten uns den Luxus, kaum noch Seelsorger zu haben und Kirchenmitglieder zu Hauf in den Austritt zu treiben. Wir leisten uns den Luxus gläubige queere Mitglieder, die nicht den althergebrachten Lebensideen folgen, auszugrenzen. Wir leisten uns den Luxus, Mitglieder der Kirche, die sich mit ganzen Herzen der Nachfolge Christi in Verkündigung und Seelsorge berufen fühlen, wie Frauen oder Verheiratete, abzuweisen. Wir leisten uns den Luxus, Altgediente, die an den Schwächsten unserer Gemeinschaft direkt oder indirekt schuldig geworden sind, sich durch Auszeiten reinzuwaschen, um dann einen so notwendigen Reformprozess wie den synodalen Weg zu torpedieren. Wir müssen es ja ganz dicke haben!
Vor diesem Hintergrund frage ich mich manchmal, was ich beten soll. "Herr, schmeiss`Hirn vom Himmel?" Aber hier geht es um eine Botschaft an den Papst zur Zukunft der Kirche. Meine ist eine einfache Bitte: Heiliger Vater, vergessen sie die Armen nicht, die seelisch verarmten der Kirche. Und lassen Sie mir als Konservativen auch in Zukunft noch etwas finden, das sich zu bewahren lohnt.