Kirche muss werden und nicht sein
Seit dem Kulturkampf und spätestens seit den 60er Jahren gehen die Institution Kirche und die Gesellschaft nicht mehr denselben Weg. Die Gläubigen, die Gesellschaft, ist einen Weg gegangen, die Institution einen anderen. Bald ist die Institution so weit zurückgefallen, dass man sich nicht mehr auf Sichtweite befand.
Die Formulierung "In der Kirche und in der Gesellschaft gehen wir Seite an Seite denselben Weg" ist schlicht das Märchen der Institution. Ich vermisse in der Kirche Verantwortliche, die sich von Formalismen und von Menschen erfundenen Dogmen und Traditionen trennen können. Durch die Konzentration aller Kompetenzen im Klerus sehe ich diese Chance nicht.
Die Welt ist nicht mehr die der letzten zweitausend Jahre, die Kirche ist nicht von Gott so geschaffen worden, wie sie jetzt ist, sondern von Menschen. Sie könnte oder müsste ohne jeden inhaltlichen Verlust eine andere sein und werden.
Die Kirche ist nicht mehr im Werden, sie beschränkt sich auf das Sein.
Ich wünsche mir eine Kirche, die wieder werden möchte, Antworten auf Fragen gibt, die auch wirklich gestellt werden und nicht auf die, die nicht gestellt werden.