Was be- und verhindert diesen Weg?
Fehlende Akzeptanz der Amtskirche für andere Meinungen und Strukturen. Die heutigen Machtstrukturen sind von Menschen gemacht, wir können sie aus der Bibel nicht ableiten. Sie dienen dazu die eigene Macht zu erhalten. Daß der heilige Geist auch in den Laien wirken kann, wird zwar formal eingeräumt, praktisch aber nicht gelebt. Das Primat des Lehramts wird bis in die feinsten juristischen Verästelungen (CIC) durchdekliniert. Vor Ort in den Gemeinden bleibt es dann die Entscheidung des einzelnen Pfarrers, ob er den Laien Raum gibt oder nur sich selber.
Die Sexualmoral der katholischen Kirche hat ihre Ursprünge 150 n.Chr. (Clemens von Alexandrien) und hat mit unserer Lebenswirklichkeit nichts zu tun. Die postive bindungsfördernde Kraft von Sexualität, die Geschenk Gottes an seine Schöpfung ist, wird ausgeblendet. Anstatt junge Menschen bei der Entwicklung ihrer Sexualität zu begleiten, wird jede Form der vorehelichen Sexualität verdammt. Die Marginalisierung des Beichtsakraments hängt sicher auch damit zusammen. Selbst auf die Sexualität in der Ehe möchte das Lehramt über das Verbot der oralen Antikonzeption Einfluß nehmen. Der feinsinnige theologische Unterschied zwischen der nicht erlaubten Pille und der Temperaturmessung nach Knauss-Oginio - beide zielen auf die Vermeidung der Schwangerschaft - ist nicht nachvollziehbar. Die Sexualmoral der katholischen Kirche ist mittlerweile für die meisten Christen in Deutschland bedeutungslos, weil sie als irrig angesehen wird.
Andere Ausprägungen von Sexualität wie Homosexualität werden entgegen dem wissentschaftlichen Kenntnisstand als sündhaft verdammt, als ob die Ausprägung der eigenen Sexualität freie Wahl des einzelnen sei. Das wirkt um so bigotter, als Homosexualität in der Priesterschaft durchaus verbreitet ist.
Der Umgang mit den wiederverheirateten Geschiedenen zeigt eine Unbarmherzigkeit, die mit der christlichen Nächstenliebe aus unserer Sicht nicht vereinbar ist. Der lehramtliche Ausschluß vom Tisch des Herrn muß enden. Das gefährdet aus unserer Sicht als langjährig Verheiratete nicht den Stellenwert der Ehe. Hier sollten die Priester den Profis – nämlich den Laien – folgen. Wir sind diejenigen, die Paarbeziehungen über Jahrzehnte leben. Wir können sagen, wo und wie Hilfestellung beim droheneden Scheitern in den Gemeinden geleistet werden müßten und wann auch aktzeptiert werden muß, das eine Ehe gescheitert ist und die Trennung Heil bringt.