Frei und offen sprechen
• Wo erleben Sie einen offenen und ehrlichen Dialog in der Kirche?
Wir erleben nur selten Orte in der Kirche, wo ein offener und ehrlicher Dialog stattfindet. Dialog bedeutet, dass ohne Angst offen und ehrlich auf Augenhöhe gesprochen werden kann, das Ergebnis eines Dialoges nicht schon im Vorhinein feststeht und der Pfarrer oder Bischof am Ende entscheidet oder sagt was „richtig katholisch“ ist. Und genau das erleben wir aber häufig. Am ehesten erleben wir einen ehrlichen und offenen Dialog in kirchlichen Verbänden (z.B. BDKJ, kfd, KDFB, SKF …) unter Berufskolleg*innen, in manchen Bildungsinstitutionen, in Gesprächen, in denen kein Kleriker oder ein sehr offener Kleriker dabei ist.
• Was hindert Sie daran, im kirchlichen Raum frei und offen zu reden
Auch wenn einzelne der Pastoralreferent:innen frei, offen und mutig im kirchlichen Raum sprechen, so ist es doch für viele Kolleg:innen nicht (gut) möglich. Die kirchliche Hierarchie, der Klerikalismus, und die lehramtliche Entscheidungsmacht erschweren und verhindern häufig, dass ein echter Dialog zustande kommen kann. Darüber hinaus erleben wir, dass der theologische Diskurs an den Universitäten nicht konsequent im kirchlichen Raum aufgegriffen und weitergeführt wird. Bestimmte theologische neue Einsichten sind quasi tabu bis dahin, dass es Verbote gibt über bestimmte Themen überhaupt zu reden, weil sie angeblich ein für alle Mal entschieden sind (z.B. die Frage nach dem Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern). Daran halten sich die Gläubigen, Gott sei Dank, immer weniger. Aber für Hauptamtliche ist dies schwieriger, weil ein Arbeitsvertrag daran hängt. Auch gibt es nicht wenige Themen, die gar nicht offen ausgesprochen werden können, da sie die persönliche Lebensform betreffen. Bei Nichtbeachtung der derzeitigen Grundordnung kann es zu Abmahnungen oder Kündigungen kommen. (Wiederverheiratet Geschiedene, Beziehungen von queeren Menschen).