Keine Demokratie
Dazu wie die Entscheidungsprozesse in der Kirche sind und wie sie optimiert werden könnten, kann ich nicht wirklich was zu sagen. Ich bin nur ein Laie, der Sonntags in die Kirche geht und sonst nicht sonderlich an der Organisation der Kirche beteiligt ist. Zu solchen Äußerungen fehlen mir die Kenntnisse und Erfahrungen.
Womit ich dagegen mehr in Kontakt gekommen bin - wie jeder dies wohl unweigerlich heutzutage tut -, sind die gesellschaftlichen, typischerweise politisch dominierten Entscheidungsprozesse. Wir leben in einer Demokratie mit einer demokratisch gesinnten Bevölkerung. Die Mehrheit entscheidet und die Mehrheit hat/nimmt sich das Recht. In einem politischen Kontext mag diese Regelung auch sinnvoll sein, insofern als dass Mehrheits- bzw. Machtverhältnisse auf gewaltfreie Weise geklärt werden können. Aber der Entscheidungsprozess verändert auch die gesellschaftliche Diskussion. In soweit als dass die Diskussion öffentlich ist und somit die darin geäußerten Positionen und Sichtweisen bereits als Votum im Entscheidungsprozess (miss-)verstanden werden, degradiert sich der diskursive Prozess der Wahrheitsfindung zu einer Schlacht der Mehrheitsäußerungen.
So findet auf Twitter keine Suche nach der Wahrheit statt. Wird eine von der eigenen Position abweichende Meinung gefunden, so gilt es, möglichst schnell die eigene Abneigung dieser Haltung gegenüber kundzutun, nicht um in einen konstruktiven Dialog zu geraten, sondern vielmehr um die öffentlichen Mehrheitsverhältnisse zugunsten der eigenen Sichtweise zu verdeutlichen. Wer lauter ruft, wer präsenter ist, ist in der Mehrheit und hat somit recht. Gleiches lässt sich in der Homogenität der Medien wiederfinden bzgl. jeglicher Krise, die abweichende Positionen nicht als Potenzial für Wahrheitsfindung sondern als die Mehrheitsverhältnisse gefährdende und daher zu diskreditierende Feinde versteht.
Als Laie sehe ich diese Art von Problemen in den kirchlichen Entscheidungsfindungen, Gott sei Dank, nicht. Gerade bei Dinge, die eigentlich gut funktionieren, führt der allzu strenge Wunsch nach Änderung eher zur Verschlimmbesserung. Soweit ich das sehe, müssen Entscheidungen der Kirche im intimen Gebet, durch ehrliche Gespräche und durch den alltäglichen Umgang im Heiligen Geist getroffen werden. Daher vielleicht nur die eine Bitte, dass wenn Sie die Kommentare lesen, Sie darin Anregungen suchen und interessante Gedanken, Potenzial für Wahrheit, aber bitte schauen Sie nicht auf die Mehrheitsverhältnisse.