Mehrheit ist nicht gleich Wahrheit - es braucht verantwortete Entscheidungen

Sicher ist: Mehrheit ist nicht gleich Wahrheit. Vielleicht spricht der Geist Gottes hin und wieder durch Mehrheitsentscheide - etwa wenn eine Ordensregel Wahlen für einen Oberen vorsieht - aber mir scheint es die Ausnahme zu sein.

Ich kenne Gott so, dass er oft Verantwortung überträgt - und dass niemand mit gesundem Selbsterhaltungstrieb sich jemals darum schlagen würde, weil diese Art Verantwortung oft einen Kreuzweg bedeutet.

Als Mutter trage ich Verantwortung. Ich höre den Kindern zu, gebe ihnen Raum für ihre Anliegen, lasse sie vieles selber entscheiden, je nach Alter. Aber am Ende hängt es an meinem Ja oder Nein. Das kann ich nicht ablegen.

Ich denke, so sollte es auch in der Kirche sein. Es gibt einen Verantwortungsbereich für Ämter, Aufgaben - und das ist grundsätzlich gut so. Wer die Verantwortung hat, muss am Ende auch - nach einem Weg der Beratungen, des Zuhörens - die Entscheidung treffen. Auch wenn sie falsch sein könnte. Und auch, wenn es nicht immer Konsens ist. Als Mutter entscheide ich auch manchmal gegen den Konsens. Nicht aus Prinzip, sondern wenn ich glaube, verstanden zu haben, dass es richtiger so ist.

Für geistliche Entscheidungen braucht es ein intensives Gespräch mit Gott - und einen intensiven Austausch mit den Menschen, die dem Entscheidungsträger zur Seite gestellt sind. Vielleicht vertraut der Entscheidungsträger in einzelnen Punkten auch dem Rat derer, die sich in einem Gebiet besser auskennen als er. Aber ich sehe kein Heil in allgegenwärtigen Mehrheitsbeschlüssen. Auch weil man sich damit aus der Verantwortung zieht - die Mehrheit hat ja entschieden...