Was erwarte ich von meiner Kirche?

Das Wichtigste: Mitarbeit am Heilswerk Jesu. Alfred Delp schreibt kurz vor seiner Ermordung durch die Nationalsozialisten (Reflexionen über die Zukunft, aus: R. Bleistein Herausgeber, Gesammelte Schriften IV, Frankfurt 1984 S.319): „Wenn die Kirchen der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumuten,.sind sie abgeschrieben. .... Es wird kein Mensch an die Botschaft vom Heil und vom Heiland glauben, solange wir uns nicht blutig geschunden haben im Dienste des physisch, psychisch, sozial, wirtschaftlich, sittlich oder sonstwie kranken Menschen.“
Ich bin Papst Franziskus dafür dankbar, dass er immer wieder Zeichen finden, uns an diese Lehre zu erinnern.
Drei Grundsätze:
- Das Heil Gottes ist für alle Menschen. Wie die Christen der ersten Zeit sich gegen Ausgrenzung durch Beschneidung wehrten, so dürfen wir auch heute gegen jegliche Ausgrenzung ankämpfen.
- Im Reich Gottes gibt es keine Stände. Wenn der Titel „Diener“ dazu dient, Machtanspruch zu fordern, dann ist der nicht mehr christlich. Wenn eine Liturgie hierarchische Unterordnung einübt, dann sollte man sie nicht „Gottesdienst“ nennen.
- Gott möchte, dass wir mit ihm zusammen sein Reich aufbauen. Das verlangt dienende Gläubige in einer dienenden Kirche, keine Kirche, die mit einer „Dienstsprache“ Macht und Machtmissbrauch verschleiert. Das verlangt auch mitfühlende Gläubige in einer mitfühlenden Kirche.
Wenn die katholische Kirche weiter dem Reich Gottes dienen möchte, dann muss ihre Reform viel tiefer gehen als die kleine Reformation des Martin Luther. Wir müssen eine ganze Tradition durchforsten, was heilsam ist und was nur der menschlichen Macht dient. Wir müssen alles prüfen, das Gold behalten, die Schlacke wegwerfen. Es ist eine Riesenaufgabe, es ist an der Zeit, sie zu beginnen.

Kommentare

Lieber Farmer,

da kann ich Ihnen nur gänzlich zustimmen. Ich hoffe, dass EB Woelki die Beiträge und Kommentare, insbesondere Ihren, liest und sich zu Herzen nimmt.
Doch so, wie man ihn kennt, und wie er beim synodalen Weg aufgetreten ist, wird das wohl kaum anzunehmen sein. Denn das Wort der "einfachen Laien" gilt für ihn nichts, da wir ja nicht geweiht sind.
Und nur die Geweihten stehen dem Hl. Geist so nahe, dass sie die richtigen Einsichten bzgl. des Willens Gottes haben können.