Aus Liebe zur und in Sorge um die Kirche
lieber Papst,
es gilt, die Zeichen der Zeit erkennen, im Licht des Evangeliums zu deuten und danach zu handeln. Sie tragen maßgeblich die Verantwortung, wenn das nicht geschieht und die Kirche die westliche Hemisphäre verliert.
1. Ich bin tief in der katholischen Kirche verwurzelt. Ich habe vier Kinder und 10 Enkelkinder - alle getauft, zur Kommunion gegangen, gefirmt und (noch) in der Kirche. Sie wollen in der Spur Jesu gehen, aber die Kirche hat für sie, vor allem für die jungen Frauen keine Relevanz mehr. Gleiche Würde, aber keine gleichen Rechte, dass ist ihnen, denen in unserer Gesellschaft alle Berufe/Berufungen offenstehen, nicht mehr vermittelbar. Wenn die katholische Kirche die Frauen verliert, verliert sie die Familien, vor allem die Kinder. Und: Jesus selbst ist es, der in seine Nachfolge ruft; welche Anmaßung kirchlicher Würdenträger, Frauen die priesterliche Nachfolge abzusprechen.
Und wenn in anderen Regionen der Welt vermeintlich die Frage des Frauenpriestertums keine Rolle spielt, dann macht sich die Kirche in diesen Regionen nur gemein mit patriarchalichen Strukturen, die Frauen unterdrücken. Mut, lieber Papst zur Freiheit und zur Vielfalt in Einheit. Einheit erfodert nicht Einerleiheit. Dogmen und Kirchenrecht sind nicht das Evangelium.
2. Ein zweites ist mir genauso wichtig. Als geistliche Begleiterin im Erzbistum Köln erlebe ich den Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt als einen Missbrauch der Missbrauchten. Sie werden im Format eines Betroffenenbeirats zur Sicherung eines Kirchensystems benutzt, das auf unkontrollierter Macht beruht. Der Kniefall von Warschau wäre in dieser Situation der Rückzug von Erzbischof und Bistumsspitze: ein Heraustreten aus der Systemkonformität - das erfordert die Übernahme von Verantwortung. Ein Mensch nur, der Mitschmerz zeigt, kann Bischof sein.
3. Ich bin sehr engagiert den Zukunftsweg Köln-Mitte mitgegangen und bitter enttäuscht. Es geht nur um Priesterzentrierung nicht um die Gemeinde Jesu Christi. Und ein Erzbischof, der von vorneherein den Synodalen Weg grundsätzlich ablehnt, ohne jede Ergebnisoffenheit selbstherrlich das Ergebnis immer schon weiß, kann der Kirche von Köln nicht mehr glaubwürdig vorstehen, auch wenn er seine Machtausübung als Dienst ansieht. Aber: auch wenn ich hier eine auch personell klare Haltung vertrete Für die Weltkirche wird entscheidend sein, ob sie es schafft sich zu erneuern als konsiliarischen Gemeinschaft des Dienstes in der Spur Jesu.