Demokratische Kirche

Die Kirche muss offen sein für die Meinung ihrer MItglieder. Es muss Prozesse geben, in denen Kirche sich von unten verändern kann - wie in jedem anderen gesellschaftlichen Kontext auch. Bisher scheint zum Teil eine Gerontokratie zu bestehen, die Jesus wohl bestenfalls mit den damaligen Pharisäern gleichgesetzt, wahrscheinlicher aber sofort aus dem Tempel gejagt hätte. Die Kirche (in Deutschland und anderswo) ist auch zuviel mit sich selbst beschäftigt - allerdings ohne Fortschritt. Zu drängenden Fragen wie dem Klimaschutz oder Artensterben nimmt sie nur verhalten Stellung - aus Angst ihre bröckelnde Stellung beim älteren Stammklientel zu verspielen (vermutlich). In jedem Fall fehlt oft der Mut und werden - im Gegenteil - Mutige Menschen behindert. Leider habe ich keinen Eindruck der Machtstrukturen der katholischen Kirche (Transparenz hierzu: Ja, unbedingt nötig). Rein sozio-demografisch dürfte es sich dabei aber um eine Kopie des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei zu ihren Endzeiten handeln - alte weiße Männer, vereint in der Angst, dass etwas rauskommen könnte (falls sie den Vergleich für unzutreffend halten, überzeugen Sie mich gerne vom Gegenteil). Die Missbrauchsskandale sind daher für mich nur ein (allerdings umso ekelhafterer) Ausdruck des strukturellen Problems der katholischen Kirche soweit mir eine Einschätzung dazu ermöglicht ist: Zementierte Machtstrukturen, Angst, Kalkül und Klüngel scheinen dominant. Ansonsten kann ich mir die schiere Häufung von Skandalen nicht erklären. Wäre die Struktur in Ordnung, hieße das: Die Priesterschaft und bediensteten der Kirche sind eine Mischung aus besonders bösen und besonders dummen Menschen. Beides liegt mir fern zu behaupten. Die Kirche besteht aus Menschen, und für menschliche Organisationen gibt es erprobte Regeln und Standards, an die sich auch die katholische Kirche zu halten hat und andernfalls zur Rechenschaft gezogen werden muss anhand der Verantwortlichen. Ich tue mich (noch) schwer mit einem Austritt. Aber dass ich jährlich 500€ freiwillig an einen Wasserkopf aus verqueren Machstrukturen fernab des Geists Christi überweise,l kann ich schon jetzt nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Das alles heißt nicht, dass ich die positiven Leistungen der Kirchen mitsamt aller Mitglieder schlecht heiße. Im Gegenteil, ich bin mir bewusst, wieviel Leidenschaft und Geist eingebracht wird. Daher ist es umso verstörender, mit welcher Vehemenz oder auch einfach nur Lethargie die Institution versagt.