Paradoxer Ansatz Jesu Christi
Wenn wir als Kirche tatsächlich dem Anspruch Jesu gerecht werden wollen, dass "bei uns" der Erste der Diener aller ist (Mt 23,11 par), so müsste sich das in Entscheidungsprozessen und Strukturen jenseits des üblichen Oben/Unten- oder Sieger/Verlierer-Schema niederschlagen. Von daher greifen für mich Prozesse, die lediglich eine Umverteilung innerhalb eines Machtgefälles darstellen, deutlich zu kurz. Auch die Frage nach dem Amt stellt sich dann ganz anders: Denn dann geht es vor allem um Dienst und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Ich verstehe den Auftrag Jesu so, dass wir aufgerufen sind, uns radikal von gesellschaftlichen Machtverhältnissen - sogar demokratisch legitimierten - zu unterscheiden. Ein solches neues Denken und Handeln gilt nach Mt 23,11 als Maxime für den kirchlichen Binnenraum. Zugleich verstehe ich das als kirchlichen Dienst an der und Auftrag für die "Welt", aufzuzeigen, dass wir an eine andere Wirklichkeit glauben und vor diesem Hintergrund, die gängigen Verhaltensschemata und Machtverhältnisse hinterfragt werden müssen.