Synodale Strukturen
Ich erlebe, dass die Kirche zunehmend an öffentlicher Relevanz verliert. Die Menschen finden in der Kirche immer weniger Anknüpfungspunkte, die sie wirklich berühren. Im Bereich der Diakonia kann die Kirche noch durch die diakonalen Einrichtungen und sozialen Träger viele sehr gut überzeugen durch ihr Wirken. In der Martyria, der Koinonia und vor allem in der Liturgia geht m.E. die Verbindung zu den Menschen aber mehr und mehr verloren. In Deutschland sind die hohen Austrittszahlen (auch der evangelischen Kirche) m.E. dafür ein deutliches Indiz. Durch die momentan zum Teil desaströse Außenwirkung der Katholischen Kirche in Deutschland kommt es zusätzlich dazu, dass sich Gläubige aus der Mitte unserer Gemeinden von der Kirche abwenden! In meinen Augen muss für die Katholische Kirche deshalb der erste Schritt darin liegen, statt der hierarchischen Ordnung eine durchgehend synodale Struktur zu schaffen, in der alle Getauften tatsächliche Mitwirkungsmöglichkeiten und weitreichende Entscheidungskompetenzen erhalten. Diejenigen, die Leitungsfunktionen innehaben, müssen auch "von unten" kontrolliert werden können, nicht nur "von oben". Alle Leitungsämter sollten grundsätzlich nur auf Zeit vergeben werden für eine bestimmte Anzahl von Jahren. Die Besetzung der Leitungsfunktionen sollte durch Wahl der Gläubigen bzw. durch gewählte Gremien erfolgen. Denn alle Getauften haben Anteil am Königtum und an der Priesterschaft Jesu Christi. Dabei halte ich es für unabdingbar notwendig, eine durchgehende Geschlechtergerechtigkeit herzustellen und die Diskriminierung von queeren Menschen zu beenden. Wenn wir so zu einer wirklichen Partizipation aller Getauften kommen, können wir nach meiner Überzeugung auch die Frohe Botschaft neu überzeugend leben und in die Welt tragen. Darin sehe ich unseren Auftrag als Christ:innen für die Welt. Jedenfalls habe ich das so von Kind auf in der Kirche gelernt.
Quelle und Höhepunkt unseres Glaubens bildet die Eucharistie. Auch bei der Feier der Eucharistie sollte das allgemeine Priestertum aller Gläubigen durchgehend zum Tragen kommen. Ein erster Anfang wäre die allgemeine Zulassung der "Laienpredigt" auf dem Weg zu einer vielseitigen Beteiligung der Gottesdienstgemeinde. Ich glaube fest, dies würde auch neue Türen für die Ökumene, für die Einheit aller Christ:innen öffnen. Jesus wollte, dass wir die Eucharistie zu seinem Gedächtnis feiern. Stets sollten wir nach Wegen,auch neuen Wegen suchen, Jesus in der Eucharistie berührbar zu machen.