Unsere Kirche - lebendige Idee oder selbstverliebte Institution?

Mehr denn je im Fokus der kritischen öffentlichen Wahrnehmung muss sich die katholische Kirche immer drängendere Fragen zu ihrer Agenda gefallen lassen, sich diesen aber noch viel mehr wahrhaftig und selbstkritisch stellen.

Erfüllt Kirche inhaltlich tatsächlich noch den selbstgestellten Anspruch als handreichende moralische Instanz und lebendige Idee der Nächstenliebe im Sinne der Botschaft Jesu? Hat sie nicht längst erheblich an Glaubwürdigkeit und Kompetenz eingebüsst, weil sie wichtige Lebensinhalte wie Sexualmoral, Gleichberechtigung oder Integration ignoriert, stigmatisiert oder sogar konterkariert?

Dienen die hierarchischen Strukturen unserer Kirche nicht längst nur dem Selbstzweck einer Organisation, der es mehr um Machterhalt als um die Verbreitung christlicher Ideen geht? Kann eine Kirche, die nur Männer in höheren Ämtern duldet und damit ganze Bevölkerungsgruppen bewusst ausgrenzt tatsächlich noch die Deutungshoheit in Glaubensfragen aller Katholiken beanspruchen? Wollen wir eine Kirche der Integration sein oder eine Organisation von Regenbogenfahnenanzündern?

Können wir bei der Aufarbeitung dieser Fragen wirklich dulden, dass Vertreter der hierarchischen Idee und durch Vertuschung schuldig gewordene Mittäter an ihren Ämtern kleben und sich auch noch zu Richtern über selbst mitverübte Taten aufschwingen?

Können wir denen, die sich zu Recht von amoralischen Auswüchsen der Kirche distanzieren wirklich verweigern, dass sie radikale Strukturveränderungen fordern oder der Amtskirche (und nicht dem Glauben) den Rücken kehren und staht die Kirche damit nicht längst selbst abseits von ihren Glaubensgrundsätzen? Ist die Kirche wirklich noch tätig in der Nachfolge Christi?

Eine beständige, lebendige Kirche braucht die Rückbesinnung auf ihre Mitglieder.