Was ist "Erneuerung der Kirche"?
Die schlimme Lage der Kirche mit Missbrauchsskandal, schlechter Stimmung und Austrittswellen ruft nach Reform und Erneuerung. Aber wie soll diese aussehen?
Auf dem Synodalen Weg wird mehrheitlich der Ansatz verfolgt, die überlieferte Struktur der Kirche nach den Standards der heutigen westlichen Welt zu verändern: Demokratisierung der Kirche, Öffnung kirchlicher Ämter für alle, neue Sexualmoral.
In den Paulusbriefen finde ich ein anderes Verständnis von Erneuerung:
Christsein bedeutet, den alten, sündigen Menschen abzulegen und durch Gottes Gnade zu einem neuen Menschen zu werden, der nach dem Willen Gottes lebt (vgl. Römer 6, 1-14; Kolosser 3, 1-11).
Wo Christen dies in ihrem Leben nicht umsetzen, da ist Reform nötig.
Als der Kardinal und Theologe Nikolaus von Kues im 15. Jahrhundert einen Entwurf zur Kirchenreform vorlegte, erklärte er zu Beginn, dass die Reform der Christen darin besteht, die Form Christi anzunehmen, d. h. ihn nachzuahmen, ihm ähnlich zu werden. (Im Wort "Re-form" steckt nicht zufällig der Begriff "Form".)
"Die Gleichgestaltung mit Christus ist Voraussetzung und Grund aller Erneuerung" (Papst Benedikt XVI.).
Die Kirche ist Volk Gottes. Reform der Kirche bedeutet damit zuerst Erneuerung des Gottesvolkes. Leider kommt dieser Punkt in der gegenwärtigen Debatte zu kurz. Beim Thema Erneuerung sind alle persönlich angesprochen. Kann es denn zur Bewältigung der Krise ausreichen, die Amtsführung der Bischöfe oder Strukturen zu ändern, wenn wir nicht bestrebt sind, uns selbst nach Gottes Willen zu erneuern? Geben allein die Bistumsleitungen ein Zeugnis christlichen Lebens?
"Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist" (Römer 12,2).
Der Wille Gottes ist kritischer Maßstab dafür, was in der Kirche als echte Reform, als Erneuerung gelten kann.
Ein Beispiel:
Liturgische Segensfeiern speziell für Paare, die außerhalb einer Ehe zusammenleben, wären nur eine Anpassung an heutige Vorstellungen, aber keine Erneuerung im christlichen Sinn. Eine solche Erneuerung müsste den gottgewollten Sinn der sakramentalen Ehe zwischen Mann und Frau aufleuchten lassen, anstatt diese auf eine von mehreren legitimen Formen sexueller Beziehung zu reduzieren.
Über Möglichkeiten, zu segnen, darf man ja nachdenken, aber bitte keine liturgischen Segensfeiern, die einer Verwechslung mit der Ehe Vorschub leisten.