Dogmatisches, das den Faktencheck nicht besteht, gehört aussortiert.
Der schöne Ausspruch, dass Dogmen wie Straßenlaternen sind, weil sie im Dunkeln den Weg leuchten, sich aber nur Betrunkene an ihnen festhalten, passt m.E. gut zu einer lernenden, fortschreitenden, sich entwickelnden Kirche. Als Beispiel nenne ich das Frauenpriestertum. Es wird rundweg abgelehnt. Dabei beruft man(n) sich im Wesentlichen auf sechs Argumente des Schreibens Inter Insigniores von 1976 und die Bestätigung dessen Inhalts durch Johannes Paul II. In diesen sechs Argumenten geht es bspw. um die notwendige Ähnlickeit zwischen Zelebrantem und Jesus bei der Eucharistie. Diese Ähnlichkeit wird dann in dem biologischen Geschlecht gesehen. Entschuldigen Sie, aber welche größere Ähnlichkeit soll denn zwischen einem korpulenten, weißen, bayrisch sprechenden und ausschließlich akademisch ausgebildeten Mann und Jesus bestehen, die nicht auch in einer palästinensischen Tischlerin mit durchschnittlichem BMI zu sehen sein soll? Wir können doch nicht weiterhin so tun, als sei das entscheidende Ähnlichkeitsmerkmal zu Jesus das biologische Geschlecht. Ein anderes Argument bezieht sich darauf, dass Jesus keine Frau in den Zwölferkreis berufen hat. Hat man biblisch verstanden, dass der Zwölferkreis wohl eher Erzählfigur ist, um die zwölf Stämme Israels zu repräsentieren, muss man sich doch viel eher fragen, wen Jesus denn so generell in seine Nachfolge gerufen hat und als Kinder Gottes angesehen hat. Da ist man sich heute wohl einig, dass das alle Menschen sind - unabhängig von biologischem Geschlecht, Hautfarbe oder sozialem Status. Ein weiteres Argument ist dann, dass auch die Aposteln keine Frauen berufen haben. Mit Blick auf die Apostelin Junia, die vom Vatikan endlich in ihrer Weiblichkeit anerkannt wird, ist dieses Argument schlicht widerlegt. Es ist daher m.E. an der Zeit, dieses dogmatische Schreiben auf den Prüfstand zu stellen. Man verlangt sonst von den Gläubigen, das Gehirn zugunsten dogmatischer Treue auszuschalten. Doch Rechenschaft geben können, über das, was man glaubt, verlangt schon der Petrusbrief. (1Petr 3,15)