„Priestertum“ - kritische Revision - GCL Köln
Der Begriff „Priester“ und das mit ihm verbundene Amtsverständnis ist sakral aufgeladen. Genauer hin: Das Amtsverständnis hat sich im Sinne eines alttestamentlichen oder in anderen religiös-kulturellen Zusammenhängen tätigen, stellvertretend für ein Volk handelnden Opferkultbeauftragten entwickelt. Vgl.: Priester „nach der Ordnung Melchisedechs“ (Ps 110, 4).
Ein solches Priestertum ist für die Christenheit mit Jesus Christus (Vgl. Hebr. 10) zum Ende gekommen und hat keinerlei Sinn mehr. Aber ein solches Verständnis: der Priester als Cohen, Hiereus, Sacerdos, geweihter Amtsträger, der die Gaben der Gemeinde Gott darbringt und sie ggfs. „verwandelt“ (transsubstantiert), hat sich in der frühen Kirche (wieder, unter Rückgriff auf frühere Vorstellungen) durchgesetzt (Vgl. dazu Martin Ebner auf www.feinschwarz.de, „Braucht das Christentum Priester?“).
Wie wirksam dieses Verständnis nach wie vor in der Kirche ist, zeigt sich beispielsweise in der Formulierung des Gabengebetes: „Der Herr nehme das Opfer an aus Deinen Händen, zum Lob und Ruhme seines Namens, zum Segen für uns und seine ganze heilige Kirche … “ . Das Verständnis, dass die „Wandlung“ der Gaben, die Gegenwärtigsetzung der ein für alle Mal und unwiederholbar geschehenen Selbsthingabe Jesu (Christi) durch die Herabrufung des Heiligen Geistes durch die feiernde Gemeinde geschieht, ist hier nicht erkennbar.
Dieses anskizzierte Verständnis des „Priestertums“ ist mit Ursache für einen hochproblematischen Klerikalismus. Besser passende Begriffe für gemeinde- bzw. kirchenleitende Amtsträger:innen sind daher z.B. Pastor:in, Pfarrer:in, Gemeindeleiter:in, Bischöf:in, Superintendent:in, …
Zur Intention dieses Votums: Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) Köln äußert sich im Rahmen der Weltsynode, um die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu Christi für alle Menschen und alle Geschöpfe zu fördern.
Änderungswünsche zur Lehre und Praxis der Kirche bringt die GCL-Köln ein nach Beratungsprozessen, die mitgeprägt waren von Besinnung und Gebet, motiviert durch das Anliegen, das Evangelium in den Krisen von Welt und Kirche wieder glaubwürdiger zu verkünden.
Besonders intensiv haben wir uns befasst mit den Themen: Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche, Umgang mit Macht in der Kirche und Förderung gelingender Beziehungen durch die Kirche. Mit diesem Votum weisen wir hin auf eine u.E. notwendige Revision des Verständnisses des „Priesteramtes“.