Frei und offen sprechen?

Die Einleitung sagt es eigentlich schon. "Als Einzelne und als Gemeinschaft brauchen wir das Vertrauen, frei aussprechen zu können, was uns am Herzen liegt."
Dieses Vertrauen sehe ich an vielen Stellen nicht. Zum einen ist da Sorge kirchlicher Angestellter, mit einer unbedachten Äußerung berufliche Schwierigkeiten bekommen zu können. Oder die Sorge, es sich mit der falschen Person zu verscherzen und künftig Gemeinde nicht mehr als Ort von Besinnung und Spiritualität, sondern als Stressauslöser zu erfahren. Zu diesen beiden Punkten habe ich hier schon viel gelesen.
Oder schlicht das Gefühl, persönliche Zweifel an Glauben und Kirche nicht aussprechen zu können, ohne nur als Störenfried wahrgenommen zu werden.
Unser Glaube hat, neben der institutionalisierten Seite, die die bekannten Vertrauensschwierigkeiten mit sich bringt, auch eine zutiefst persönliche Komponente. Es scheint mir kaum die Möglichkeit zu geben, Zweifel oder Schwierigkeiten anzusprechen, ohne dass sich davon jemand persönlich getroffen fühlt (dass andere Teilnehmer sich in ihrem Glauben angegriffen fühlen, wenn jemand anderes Zweifel äußert). Dabei hatten viele der bekanntesten Theologen Zweifel, manchmal ihr Leben lang. Ich würde mir wünschen, solche Gespräche zu normalisieren. Damit es einen Raum gibt, in dem ich das Vertrauen haben kann, existenzielle Fragen anzusprechen und mit anderen zu besprechen. Ohne dass daraus ein Konflikt gemacht wird.