Prüfstein für Synodalität: Frauenweihe auf der Weltsynode thematisieren - Teil 2
2. Ordinatio sacerdotalis: kein Grund zum Schweigen
Als Papst Johannes Paul II. 1994 in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis mit Nachdruck die Frauenweihe verwarf, erklärte er abschliessend, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“ (OS Nr. 4).
„Endgültig“ heisst selbstredend nur solange, bis die lehramtliche Auffassung sich ändert, was bekanntermassen immer wieder erfolgt. Solche Änderungen der Lehre sind nicht nur real,
sondern auch wichtig, da sie die Zeichen der Zeit in die kirchliche Lehre und in einen lebendigen Glauben transformieren. Auch die derzeitige Lehre ist Ergebnis solcher Änderungen.
Vorher ist es für jeden Christen nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht, an diesen Änderungen mitzuwirken. Das kann durch eigene Reflexion, aber auch durch öffentliche Diskussion geschehen. Wer loyal auf eine Änderung der Lehre hinwirkt, beachtet die kirchliche Lehre und handelt ihr nicht zuwider. Wer offen über das Frauenpriestertum redet oder es für gut heisst, spricht nicht de doctrina lata, sondern de doctrina ferenda, nicht über
die derzeitige Lehre, sondern über die zukünftige.
3. „Im Hören auf die Heilige Schrift“
Päpste kommen und gehen. Nur die Bibel bleibt. Was aber sagt die Bibel zur Frauenweihe? Die Bibel ist nicht so ablehnend, wie die Kirche es erscheinen lässt.
Die höchste Autorität der Bibelauslegung, die päpstliche Bibelkommission befand 1976: Das Neue Testament fälle keine Entscheidung über die Ordination von Frauen zum Priestertum und folglich könne kein Verbot von Priesterinnen aus neutestamentlichen Aussagen herausgelesen werden; auch werde der Heilsplan Christi durch die Zulassung der Frauenordination nicht überschritten oder verfälscht.
Zu Recht thematisiert das vatikanische Vorbereitungsdokument für die Weltsynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ das „Hören auf die Heilige Schrift“ (Kapitel III) als zentrales Element einer synodalen Kirche. Es fordert das „gemeinsame Hören auf den Geist“ und verweist dabei auf Jesus:
„In einer Weise, welche die Zeugen überrascht ..., nimmt Jesus all diejenigen als Gesprächspartner an, die aus der Menge heraustreten: er hört sich die leidenschaftlichen Einwände der kanaanäischen Frau an (Mt 15,21-28), die es nicht akzeptieren kann, dass sie vom Segen, den Er bringt, ausgeschlossen wird“ (Vorbereitungsdokument S. 13).