Was wird gesagt? Und was bedeutet das?
Zum Thma "Frei und offen sprechen" möchte ich gerne zwei persönlich Erlebnisse beitragen, die mich sehr zum Nachdenken gebracht haben:
2018 beim Katholikentag in Müster nahm ich an einem "Werkstattgespärch" zum Thema Eucharistie und Eucharistieverständnis teil. Von über 20 Teilnehmern war ich der einzige (!), der mit der Eucharistie in irgendeiner Form einen Glauben an die reale Präsenz des Leibes und Blutes Jesu Christi verband (von detaillierten theologischen Überlegungen zu Fragen von "Transsubstantiation" oder "Consubstantiation" mal ganz zu schweigen). Im Brustton der Überzeugung, und im Gegensatz zum Zeugnis der bilblischen Texte, wurde unwidersprochen Behauptet, die Lehre von der Realpräsenz sei im Jahre 1215 vom Papst erfunden wirden.
Ein Jahr später, 2019, unterhielt ich mich mit dem Vorsitzenden unseres Pfarrgemeinderates, einem sehr engagierten und sympatischen Mann. Er vertrat die Ansicht, dass das Glaubensbekenntnis abgeschafft werden solle. Also: nicht nur in seiner Bedeutung relativiert, sondern öffentlich vom Papst als Irrweg der Kirchengeschichte, als Ergebnis der "Kriminalgeschichte des Christentums" zurückgenommen werden.
Ich muss gestehen: Ich bin ratlos. Natürlich kann man in unserem Land, auch in der Kirche, frei und offen sprechen. Aber es ist ein Gebot der Ehrlichkeit, darauf hinzuweisen, dass "katholisch" kein beliebig deutungsoffener Raum ist. Wir haben nicht die "Lizenz zum Religionserfinden", um es mal flapsig auszudrücken. Die katholische Kirche steht auf dem Boden der biblischen Offenbarung und der 2000-jährigen Deutungsgeschichte durch die Kirche. Wenn es irgend etwas wie den Heiligen Geist geben sollte, ist es ausgeschlossen, dass diese gesamte Deutungsgeschichte einfach so vom Tisch gewischt werden kann.
Ja, wir können frei und offen reden. Aber wir müssen auch frei und offen sagen können, wenn eine Position den Raum der katholischen Kirche letztlich verlassen hat. Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sind keine Unterdrückung, auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzt.
Kommentare
am 22. Feb. 2022
um 17:06 Uhr
Raum der katholischen Kirche.
Sie haben das sehr gut erfasst.