Dienst an der Front: Der Religionsunterricht als zentraler Weg der Verkündigung
Ich bin ehrlich: Ich war lange Zeit Lektor und Kommunionhelfer und bin nicht zuletzt jemand, dem die regelmäßige Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst viel bedeutet. Doch arbeitsame Aktionen wie Vorbereitung von Pfarrfesten, Mitarbeit im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, Besuchsdienst und dgl. habe ich nie praktiziert. Dazu hatte ich keine Lust, vor allen Dingen aber auf Grund beruflicher Belastung keine Zeit. Und nicht zuletzt fehlte mir, wenn ich an den Kirchenvorstand denke, die Kompetenz. Doch gibt es auch andere, ebenfalls nötige Wege der Glaubensverkündigung: Zu diesen zähle ich wesentlich den Religionsunterricht und dies auf Grund eigener beruflicher Erfahrung: Über Jahrzehnte kam ich immer wieder mit jungen Menschen in Kontakt, die zwar nominell katholisch waren, aber de facto keine Berührungspunkte mit kirchlichen Leben hatten. Ich erlebte eine dramatische Unkenntnis auch über einfache christliche Inhalte, eine Lebenshaltung, für die christliche Überzeugungen und kirchliche Verkündigung und Praxis weithin unbekannt, auf jeden Fall aber irrelevant waren und damit verbunden eine unreflektierte Abwertung von Religion als unwichtig. Das hat mich oft müde gemacht und frustriert, am Sinn dieser Plackerei zweifeln lassen, dennoch: Nach meiner beruflichen Erfahrung ist der Religionsunterricht eine der wenigen kirchliche Chancen, vielleicht oft auch die einzige, dieses agnostizistisch bzw. praktisch atheistisch geprägten Milieu zu erreichen und für Glaubensfragen zu interessieren. Ich erlebte in meiner aktiven Zeit (bin mittlerweile Pensionär) viele Niederlagen, sich in Disziplin und Häme ausdrückende Missachtung meiner Sache, aber auch immer wieder Zeichen, dass nicht alles umsonst war und wohl in jedem Mädchen ein Zugang zu Gott wohnt. Ich ziehe aus all dem das Resümee, dass die Zukunft der Kirche von der des Religionsunterrichtes beträchtlich abhängt. Dessen Effektivität wird von drei Komponenten abhängen: 1. Dem Willen zur religiös geprägten Wissensvermittlung, der Gabe, dies in einer für die jungen Leute verständlichen und ansprechenden Weise zu tun. 2. dem authentischen Ja zum christlichen Glauben und trotz aller Kritik im Einzelnen zur Kirche. Beides ist eine Mammutaufgabe und deshalb ist auch die dritte Komponente wichtig: Die Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Solidarität von Amt und der Kirche insgesamt gegenüber denen, die diesen schwierigen Dienst tun.
Kommentare
am 06. Feb. 2022
um 15:13 Uhr
Bitte Fremdwörter erklären
Guten Tag Sperans,
vielen Dank für Ihren Beitrag zur Weltsynode im Erzbistum Köln!
Um den Dialog für möglichst viele Menschen verständlich und zugänglich zu machen, bitten wir Sie, Fremdwörter zu erklären oder zu vermeiden.
Vermutlich wissen nicht alle LeserInnen, was Agnostizismus und praktischer Atheismus bedeuten - oder was der Unterschied ist.
Herzlichen Dank & freundliche Grüße,
Moderation DG.