In der Ökumene wachsen

• Welche Gebets- und Gottesdienstformen stärken Sie besonders?
Da diese Frage nur sehr persönlich zu beantworten ist, kann man als Gruppe / Verband nur betonen, dass Kirche aus der Vielfalt von Formen von Gebet und Liturgie lebt. Die Mitglieder unserer Berufsgruppe werden das ganze Spektrum kennen, schätzen und leben: Musikalisch, still, biblisch, körperlich, kreativ, gemeinschaftlich, allein, digital, virtuell, monastisch, …
Was stärkt, ist, dass die eigenen Gedanken und Gefühle Raum finden in der Liturgie, man als einzelner Mensch mit hineingenommen wird in die Beziehung einer Gemeinschaft mit Gott, dass Frohbotschaft verkündet wird, dass Sprache zeitgemäß und verständlich, Theologie und Ästhetik von gewissem Niveau sind.
Bezogen auf Ökumene stärken liturgische Formen, die auf Augenhöhe und miteinander entwickelt werden, und den jeweils anderen wertschätzen und einbinden, die nicht die Unterschiede herausarbeiten zwischen den Konfessionen, sondern das viele Gemeinsame in Glaube und Gottesbeziehung betonen.

• Was vermissen Sie im Hinblick auf Ihre eigene Spiritualität in der Kirche?
Da auch diese Frage nur sehr persönlich zu beantworten ist, kann man als Gruppe / Verband nur betonen, dass Kirche oft nicht die Vielfalt von Formen von Gebet und Liturgie (auch vor Ort) lebt oder zulässt.
Zwei Hauptformen von Liturgie sind (auch im Erzbistum Köln) die Feier der Eucharistie und die Anbetung des Allerheiligsten. Für viele Menschen sind die Schwellen für die Mitfeier gerade dieser beiden Formen mittlerweile viel zu hoch und es werden Sprache, Form und Inhalt der Feiern nicht mehr verstanden. Insofern vermissen wir in der Breite die Vielfalt und Niederschwelligkeit von spirituellem und liturgischem Angebot.
Auch ist / bleibt Liturgie – auch aufgrund des Amtsverständnisses – weiterhin oft Sache der Amtsträger oder wenigstens der kirchlichen Hauptamtlichkeit. Getaufte und Gefirmte könnten / müssten noch mehr ermutigt werden, auch bei Gebet und Spiritualität (und somit auch Verkündigung!) eine wichtige Rolle zu spielen.
Hier kann der ökumenische Blick uns wertvolle Impulse geben, Hierarchien abzubauen und Gebet und Liturgie auf viel mehr Schultern (m/w/d) zu verteilen. Aber auch viele andere Impulse kann ein weiter ökumenischer Horizont bringen wie der Stellenwert der Heiligen Schrift, das freie Gebet, die Rolle der alten und ganz neuen Kirchenmusik und vieles andere.