Gemeinsames Haus
Ökumene ist das Leben in unserem „gemeinsamen Haus". Die christlichen Kirchen sind wie Geschwister, die in ihrem Elternhaus unterschiedliche Zimmer und Etagen bezogen haben. Manche christlichen Gemeinschaften bleiben lieber für sich, zwischen anderen sind die Türen weit geöffnet, und es gibt regen Austausch beim Gespräch im Treppenhaus, bei der Gartenarbeit und bei gemeinsamen Festen.
Wir sind eine große Hausgemeinschaft im Hause Gottes. Für viele Menschen, egal ob sie Kirchenmitglieder sind oder nicht, ist es mittlerweile unverständlich, dass es noch unterschiedliche Klingelschilder und Wohnungen geben soll. Sind wir nicht schon so eng miteinander verbunden, dass wir nur noch eine Klingel und einen Namen brauchen?
Meine Pfarrgemeinde (heute Teil einer Pfarreiengemeinschaft) und die evangelische Schwestergemeinde im Ort haben vor 22 Jahren eine Partnerschaftsvereinbarung abgeschlossen. Wir leben bis heute das o.g. statement. Es hilft uns Katholiken zu verstehen, daß die evangelischen Geschwister nicht "anders" sind sondern "richtig" dazugehören. Die Taufe und der Glaube an den dreifaltigen Gott sind die Basis dafür, daß Gemeinschaft da ist. Wo wir unterschiedliche Zugänge zu diesem Glauben haben, respektieren wir sie, aber wir empfinden die Unterschiede nicht als trennend.
Von Papst Franziskus und von unseren Bischöfen wünsche ich mir eine solche Sicht auf die "getrennten" Kirchen und als besondere Berücksichtigung der "deutschen" Situation eine vorbehaltlose Anerkennung der aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen. Das ist wichtig, um der örtlichen Situation in Stadtteilen, Familien und gemeinsamen gesellschaftlichem Engagement auch eine theologische Beasis zu geben.