Ökumene leben oder verwalten
An der Basis, in den christlichen Gemeinden, wird Ökumene vielfältig gelebt. Menschen schließen konfessionsverbindende Ehen, Gemeinden führen ökumenische Gebete, Andachten, Gottesdienste durch. Es werden gemeinsam Feste organisiert und gefeiert. Es gibt gemeinsame Aktionen. Das finde ich sehr gut und bereichernd. - Soweite ich es wahrnehme, wird an der Basis oft auch Interkommunion gelebt, wenn konfessionsverschiedene Eheleute gemeinsam an Gottesdiensten teilnehmen. Hier hat sich eine gewisse Selbstverständlichkeit etabliert, die schon lange nicht mehr darauf wartet, dass "da oben" theologisch den meisten ohnehin nicht nachvollziehbare Themen entschieden werden. Und da tut sich auch nicht mehr viel. Es sind viele theologisch gute Texte produziert worden. Die Arbeit ist längst getan, aber außer beschwörenden Worten über die Wichtigkeit der Einheit der Kirchen, bewegt sich nichts.
Irritierend empfinde ich nach wie vor ökumenische Gottesdienste mit Kommunion- / Abendmahlfeier, wenn nach dem Wortgottesdienst jede Konfession ihren je eigenen Ritus "abspult", so dass zweimal der gleiche Film mit kleinen Variationen gezeigt wird. Das ist der Moment, an dem ich die Trennung scharf erlebe. - Die Diskussion um das gemeinsame Abendmahl, die vor dem Ökumenischen Kirchentag 2021 entbrannte, spricht für sich. Das sorgfältig erarbeitete Votum "Gemeinsam am Tisch des Herrn" erfuhr aus Rom eine harsche Zurückweisung. Das ist Ökumene-Verwaltung, die mit der existentiellen Situation der Menschen nichts zu tun hat. Und solche "Botschaften" aus Rom lassen sich auch nicht mehr vermitteln.
Inzwischen habe ich den Eindruck, dass viele Themen der Ökumene der verschiedenen Kirchen sich ohnehin relativieren, da wir viel drängender vor der Frage stehen, wie Angehörige verschiedener Religionen miteinander ins Gespräch kommen, was verbindend ist. Auch hier passiert an der Basis schon sehr viel.
Kommentare
am 17. Feb. 2022
um 17:44 Uhr
Vater unser
Wir beten den gleichen Text des Vater unsers wie unsere evangelischen Mitchristen.
Viele Priester unterbrechen das Gebet in der hl. Messe aber mit dem Text: "Erlöse uns von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten". Diese sehr wichtige Bitte passt v i e l besser ans Ende der Fürbitten und nicht mitten ins Vater unser!!
Ich wünsche mir sehr, dass das geändert wird.