Was ist Wahrheit?
Auf beiden Seiten, bei Kaholiken und Gläubigen anderer christlicher Gemeinschaften, scheint eine große Unwissenheit in Fragen des Glaubens zu herrschen, daher wohl auch das Unverständnis, warum man denn offiziell noch getrennte Wege geht. Leider wird die Wahrheitsfrage kaum noch gestellt oder - noch schlimmer - man hält sie für obsolet. Pilatus lässt grüßen. Ich finde das unehrlich. Wir wollen doch im Grunde unseres Herzens Wahrheit, zunächst im zwischenmenschlichen Bereich; und in Bezug auf Gott und den Sinn im Ganzen wollen wir sie nicht, bleiben wir im Vagen? Diese Unentschiedenheit beobachte ich immer wieder in der religiösen Praxis konfessionsverschiedener Ehen.
Im Verhältnis zu anderen Konfessionen und Religionen wünsche ich mir EHRLICHKEIT, den informierten Dialog, um zunächst einmal den eigenen Glauben und dann den Glauben des anderen und sein daraus resultierendes Handeln so gut wie nur irgend möglich zu verstehen. So war ich z. B. einmal in der grotesken Situation, einer jungen evangelischen Christin, die durch Freunde in der katholischen Jugendarbeit war, die Unterschiede zwischen katholischem und evangelischem Glauben zu erklären, worauf sie dann meinte, sie ja dann eigentlich doch froh, evangelisch zu sein. Dann kann man schauen, was ehrlicherweise zusammen geht, und was nicht. Ganz sicher geht eine eucharistische Mahlgemeinschaft nicht. Die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des gesamten kirchlichen Lebens ist nicht von der Kirche losgelöst zu haben. Wenn ich mitbekomme, wie Menschen die Eucharistie empfangen ohne den katholischen Glauben zu teilen, ist dies für mich ein großer Schmerz, es kommt mir vor wie eine Missachtung dessen, was mir das Kostbarste ist. Ich unterstelle niemandem, dass er das bewusst so tut, aber wenn Bischöfe und Priester im Ungehorsam dies fördern, dann tragen sie dafür die Verantwortung. Da es ja im evangelischen Bereich sehr viele unterschiedliche Gemeinschaften gibt, wird es auch konkret vor Ort verschiedene Möglichkeiten der Gemeinsamkeit geben (Gebet, soziale Projekte). Der nächste konkrete Schritt wäre für uns in Deutschland ein ganz
bescheidener, nämlich der Selbstvergewisserung im eigenen Glauben, dann das ehrliche Bemühen den anderen zu verstehen (s.o.).