Machtmissbrauch verhindern
Die Orientierungen verbandlicher Arbeit und die Anliegen ‚Selbstorganisation‘ und ‚Mitbestimmung‘ geben vor, dass die Betroffenen – entweder die Verbandsmitglieder selbst oder die Personen, für die sich ein Verband einsetzt – die Träger*innen von Veränderungen, Entscheidungen und Handeln sind.
Daher sind Verbände an den Mitgliedern orientiert:
• Jedes Mitglied kann Anliegen, Themen oder Aktivitäten vorschlagen.
• Jedes Mitglied kann Verantwortung im Verband übernehmen.
• Alle Mitglieder entscheiden gemeinsam über Ausrichtung, Themen und Angebote des Verbandes.
• Alle Mitglieder wählen Delegierte, die ihre Anliegen in höheren Verbandsebenen zur Geltung bringen.
Diese gesellschaftlich vorgegebene Vorgehensweise (Bottom-up-Prinzip) erweist sich auch innerkirchlich als inspirierend:
• Sie erinnert an die allen Menschen geschenkte Gottebenbildlichkeit und an die gemeinsame Gotteskindschaft aller. Sie ermuntert alle Engagierten in Gesellschaft und in Kirche zur Selbstorganisation und Mitbestimmung (s.o.).
• Sie lässt 1) verbandlich aktive Personen lernen und gibt 2) der Gesellschaft zu erkennen, wie effektiv, zielführend und bedeutsam Demokratie ist und dass Demokratie gelingt.
• Sie bringt Themen in die gesellschaftliche und in die kirchliche Öffentlichkeit, die sonst nicht oder nicht so schnell wahrgenommen worden wären und/oder wenig Gehör gefunden hätten.
Die verbandliche Vorgehensweise ist innerkirchlich ein vorbildliches Modell für kirchliches Handeln. Diese Vorgehensweise ist durch die Verbandssatzung und im Grundsatz durch das Vereinsrecht festgeschrieben.
Selbstorganisation und Mitbestimmung haben im Verband Konsequenzen für das Verständnis von Leitung:
• Für eine Leitungsaufgabe werden Mitglieder gewählt und/oder auf Zeit für ein Amt beauftragt.
• Leitung bedeutet, Verantwortung im Verband zu übernehmen.
• Jede leitende Person muss für getroffene Entscheidung vor der Verbandsversammlung (auf verschiedenen Ebenen) Rechenschaft ablegen.
• Leitung wird niemals von einer Person alleine ausgeübt, sondern immer in Gemeinschaft.
Dieses Leitungsverständnis kann mittels der Verbände und über die Verbände hinaus innerkirchlich inspirierend wirken.