Wahrheit ist nicht entweder offenbart oder demokratisch
In den Äußerungen des Lehramts zur Mitbestimmung in der Kirche hört man oft, dass Wahrheit nicht durch Mehrheit entschieden werden kann. Es ist natürlich richtig, dass nicht das wahr ist, was mehr Menschen dafür halten. Aber in dieser Ablehnung wird allzu oft übersehen, dass auch die Vernunft Wahrheit liefert. Dieser logischen Wahrheit, dieser wissenschaftlichen und vernünftigen Wahrheit sollte mehr zugehört werden und allen Menschen zugetraut werden sie zu erkennen, denn sie muss auch in der Kirche und im Glauben eine Rolle spielen, auch wenn der Glaube über sie hinausgeht. Aber dieses Darüber-hinausgehen bezieht sich meiner Meinung nach auf die Torheit vom Kreuzestod und auf die Auferstehung, sowie auf Gott, aber nicht auf solche Dinge wie Bischofswahlen, Sakramentenzugang usw. Dogmen und Traditionen müssen mit der Vernunft interpretiert werden, alles andere ist vor der dem gesunden Menschenverstand blanker Irrsinn und offenbart ein schräges Gottesbild.
Dialog über den Weg der Kirche, der nicht nur ein Anhören, sondern ein wirkliches Miteinander-Beraten ist, hat nichts damit zutun Wahrheit demokratisch entscheiden zu wollen, sondern nur damit der göttlichen Vernunft, die sich durch den Heiligen Geist in jedem Menschen ausdrückt, zuzuhören und ihr Raum zu geben, die Kirche, die Gesellschaft und die Welt zu verändern.
Der Sensus fidei ist auch eine Quelle der Offenbarung und mit Sicherheit nicht die schwächste, denn ansonsten würde Gott uns allein lassen und hätte sich lediglich in der Vergangenheit um uns gekümmert.