Für alle Beteiligten Räume öffnen

Ich habe mit Entscheidungsprozessen in unseren Gemeinden entmutigende Erfahrungen gemacht. Nun ist es ja oft so, dass sich Gemeindemitglieder nicht einig sind, und das halte ich an und für sich für eine große Chance, sich mal Zeit zu nehmen und den Heiligen Geist um Hilfe zu bitten. Ich habe z.B. Vorbereitungsteams für Gottesdienstordnungen und Gebäudekonzepten zugehören dürfen, die dann in sehr aufwändigen Prozessen über Monate und Jahre versucht haben, für alle tragbare Lösungen zu finden. Dann geschah es aber doch, dass der Leitende Pfarrer sich mit seiner Gunst denjenigen Kräften zuwandt, die am häufigsten mit ihm Kontakt hatten, am lautesten ihre Meinung kundtaten oder ihm zuerst mit Wegbleiben, Austritt o.ä. drohten, bevor die andere Seite überhaupt auf den Gedanken kam. Man fand dann einen Kompromiss, der ein paar Leuten gefiel, und über den die anderen möglichst wenig jammerten. Oder es gab "demokratische" Prozesse, bei denen die "Mehrheit" entschied, so dass Leute am Rande, die überlicherweise keine Mehrheit haben, oder Leute, die von der Abstimmung nichts wussten, bei der jeweiligen Lösung außen vor blieben. Ich bin unter diesen Umständen irgendwann nicht mehr bereit gewesen, in Gremien mitzuarbeiten.
Entscheidungen im Konsens und mit Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes können wir in kleiner Runde durchaus treffen. Erstaunlicherweise in einer kleinen Runde aus Menschen, die nicht etwa in einer bestimmten Gruppierung unterwegs oder mit einem bestimmten Thema befasst sind, sondern die sich üblicherweise beim Gottesdienst treffen und gemeinsam beten. Wir sind uns also vorher "einig", indem wir uns da treffen, wo wir schon eine Menge Heiligen Geist vermuten, und dann erst sehen, dass da Entscheidungen auf uns zukommen, die wir dann aus dieser Position heraus fassen, weil eine andere Position gar nicht zur Debatte steht. Dann kommt es zu guten Entscheidungen, die dann nicht nur dem "kleinsten Nenner" entsprechen oder "der Mehrheit" gefallen, sondern die für alle Beteiligten Räume öffnen, so dass alle wissen, dass sie richtig sind.