In der Welt, nicht von der Welt

Gelegenheiten zum Dialog gibt es dauernd - dort, wo ich lebe. Es ist nur die Frage, wie mutig und gleichzeitig feinfühlig bin ich, um ihn anzustoßen oder aufzunehmen. Persönlich habe ich in Gesprächen mit Obdachlosen immer wieder einen frischen kritisch-alternativen Blick auf unsere Gesellschaft erhalten. Institutionalisierter Dialog ist auf politisch-gesellschaftlicher Ebene wohl notwendig, denn die Kirche lebt ja in ihren Gliedern in der Welt.
Es gibt wohl niemanden, mit dem die Kirche nicht in irgendeiner Form in einen Dialog treten sollte/könnte/müsste/dürfte. Entscheidend ist, was sie damit erreichen will und wie sie es tut. Maß ist in allem die göttliche Schöpfungsordnung und die Offenbarung Gottes in Jesus Christus. So muss sie sich überall da, wo Schöpfung, Schöpfungsordnung (z. B. Genderismus) und Menschenwürde (z. B. Lebensschutz: Abtreibung, verbrauchende Embryonenforschung, Organspende, Suizid-Beihilfe; soziale Ungerechtigkeit, Krieg, ... ) missachtet werden, kritisch zu Wort melden und nach ihren jeweiligen Möglichkeiten auch ein christliches Alternativkonzept LEBEN.
Mehr als unklug ist es, wenn die Kirche aus Image-Gründen sich an gesellschaftliche Trends "dranhängt", zumal in Bereichen, die andere viel besser können, dabei aber ihr "Alleinstellungsmerkmal" (Erlösung/Befreiung aus Schuld, Eschatologie) aus den Augen verliert. Befremdend erscheint die von nicht wenigen Amtsträgern und Laien verinnerlichte Wissenschaftsgläubigkeit, macht doch ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte schnell klar, dass es weder "die" Wissenschaft noch "der Wissenschaft letzter Schluss" gibt. Momentane Meinungen aus der Wissenschaft - zumal der Geisteswissenschaften, die noch viel weniger ohne Wertungen auskommen wie die Naturwissenschaften - in den Rang göttlicher Offenbarung zu erheben und sie zu Konkurrenten der Offenbarung in Jesus Christus zu stilisieren, wird weder wissenschaftlicher Bemühung (seriöse Wissenschaftler werden dies nachdrücklich zurückweisen) noch dem Selbstverständnis der Kirche gerecht. Damit würde sie sich selbst abschaffen.